Die Wetterdienste meldeten für die letzte Nacht ein paar Regenfälle. Das traf zu, denn als ich heute morgen den ersten verschlafenen Blick aus dem Fenster warf, waren die Strassen noch nass. Auch der Blick zum Himmel versprach alles andere als Sonne pur. Aber die kürzlich unternommene zweitägige Wanderung im Oberalpgebiet hat mich bezüglich Wetter abgehärtet. Und zudem hoffte ich auf die in den Bergen immer wieder rasch ändernden Wetterverhältnisse, natürlich zum Guten!
Nach dem ausgiebigen Frühstück fühlte ich mich bereit für neue Grosstaten, packte meine Siebensachen und trat heraus an die frische Luft. Es schiffte (wieder). Soviel zum Thema rasche Wetteränderungen! Egal, ich liess mich nicht beirren, durchquerte zuerst halb Zermatt in Richtung Winkelmatten um danach den Arvenweg hinauf nach Riffelalp unter die Füsse zu nehmen.
Ab der Riffelalp entschied ich mich für den „Weg der Stille“, der in Richtung Grünsee führt. Die Stille wurde bloss von einem Helikopter gestört. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt zwar inmitten von Wolken, dachte mir aber, wenn die mit Helis rumfliegen, kann der Sonnenschein nicht mehr weit sein.
Zwischenziel von heute war das „Verlorene Tal“, oder ums im Dialekt der Einheimischen zu sagen: „z’verlornu Tal“. Dieses befindet sich ca. 2 Kilometer östlich vom Grünsee und ist auf der Landeskarte mit Triftji bezeichnet. Zwar führt ein Wanderweg dahin, aber so richtig angeschrieben ist das nirgends. Deshalb wirkt’s auch ein bisschen verloren, aber wer die Ruhe sucht, findet sie dort hinten bestimmt. Mir reichte es noch für ein Foto mit Klarsicht, ehe sich wieder Wolken reinschlichen.
Nach dem „verlornu Tal“ hatte ich die Wahl. Entweder gemütlich nach Sunnegga wandern, was kaum noch Höhenmeter bedeutet hätte. Oder nochmals etwas hoch zur Station Blauherd. Oder Variante Zwei mit Zusatzschlaufe zum Bergrestaurant Fluealp, sozusagen die heutige Maximalvariante. Angesichts dessen, dass es erst kurz nach Mittag war, entschied ich mich für Variante Drei.
Nun sitze ich im Zug von Täsch nach Zermatt und schreibe diese paar letzten Zeilen. Ich war kurz in Brig für ein Kili-Gipfeltreffen. Denn zwei Kollegen, welche bereits im September auf den Kili gehen, hatten für heute ein Treffen mit ihrem Bergführer arrangiert, welcher ihre Gruppe auf den Berg begleitet. Ich durfte mich verdankenswerterweise auch gleich anschliessen um noch ein paar Infos aus erster Hand zu bekommen. Der Weg ins Tal hat sich gelohnt, denn der Mann ist bereits 7-facher Kili-Bezwinger. Meine Vorfreude auf den Dezember ist gleich nochmals grösser!