Der Tag begann früh. Aber wir wollten ja auch weit, beziehungsweise hoch hinaus. Und wir waren nicht die Einzigen mit dem Ziel Bishorn. So kam es, dass bereits vor dem Frühstück – welches um 5 Uhr terminiert war – ein Gerangel vor der Tür zum Aufenthaltsraum herrschte. Ich beschloss für mich, in Zukunft nur noch unter der Woche Touren zu unternehmen. Dieses Ellbögeln am frühen Morgen brauch ich nicht; was aber nicht heisst, dass ich es nicht kann! Wir kämpften uns also zum Tisch durch, füllten hastig unsere Energiespeicher und standen um 05.20 Uhr bereits vor der Hütte.



Voll motiviert starteten wir unseren Angriff auf’s Bishorn. Entgegen meinen letzten Wetterinformationen (welche zugegebenermassen noch vom Donnerstag waren) erwartete uns ein mehrheitlich wolkenloser Himmel. Die ersten paar hundert Meter von der Hütte weg führten noch über Geröll, doch schon bald montierten wir unsere Steigeisen und seilten uns ein. Nur zwei Gruppen befanden sich noch vor uns. Die erste Seilschaft verliess die Hütte schon sehr früh, denn die Herren schliefen in unserem Zimmer und schlichen sich bereits morgens um drei davon. Die zweite Gruppe startete kurz vor uns, doch die überholten wir schon bald. Nicht dass es sich um ein Rennen gehandelt hätte, aber wenn man mal den Tritt gefunden hat, sollte man ihn auch durchziehen. So marschierten wir über den Turtmanngletscher der Sonne und dem Bishorn entgegen.








Die erstgestartete Gruppe, welche rund zwei Stunden vor uns abmarschiert ist, holten wir weit vor dem Gipfel ein. Wir „führten“ somit das Feld an, wurden jedoch von hinten hart bedrängt. Würden wir es als Tages-Erste auf’s Bishorn schaffen? Aber halt, wir machen ja kein Rennen! Aber ein wenig Ehrgeiz schadet nicht. Leider haben uns die beiden dann noch kurz vor dem Gipfel abgefangen, was mich weniger interessierte als Gerold, der sehr gerne als Erster oben gewesen wäre. Doch Hauptsache war, dass wir es geschafft hatten. Um exakt 08.08 Uhr standen wir auf dem Bishorn, 4153 Meter über Meer und genossen die phänomenale Aussicht auf die wunderbare, vorwiegend unter uns liegende Bergwelt. Die Temperatur betrug zu diesem Zeitpunkt 1 Grad plus, was alleine noch keine grosse Sache wäre. Doch der stark blasende Westwind kühlte derart stark ab, dass wir nur für kurze Zeit oben blieben und schon bald die Heimreise antraten.








Der letzte Teil über den Turtmanngletscher zurück zur Tracuithütte war ziemlich kräftezehrend, da durch die Sonneneinstrahlung der Schnee bereits wieder sehr weich wurde. Gut waren wir so früh unterwegs, ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie es wohl in ein paar Stunden gewesen wäre. Egal, wir waren ja zurück in der Hütte, gönnten uns eine stündige Pause mit Kaffee und Znüni, packten das restliche Material in unsere Rucksäcke und ruhten uns noch etwas aus.



Obwohl wir bereits auf dem Bishorn standen und somit das Ziel der Tour erreichten, war unser Tag noch lange nicht zu Ende. Es fehlte der sehr lange Abstieg von der Tracuithütte hinunter nach Zinal im Val d’Anniviers. Die annähernd 1600 Höhenmeter talwärts machten mir etwas Sorgen, denn als Hobby würde ich Bergabwandern nicht gerade bezeichnen. Doch das Postauto fährt nunmal in Zinal, und wir waren hier nicht auf einem Ponyhof. Die Strecke hinunter legten wir praktisch ohne Pause zurück, brauchten dazu aber immer noch fast 2 1/2 Stunden. Die wirklich sehr schöne Landschaft lenkte jedoch glücklicherweise von den Strapazen ab und ich knippste noch das eine oder andere Foto.


















So, das war’s also mit unserer Tour vom Mattertal ins Val d’Anniviers. Es folgte die Heimfahrt mit Bus und Bahn, von der es jedoch aufgrund akuter Faulheit keine Fotos mehr gab. Die bereits fast 600 Stück waren genug und werden mich noch während den nächsten Tagen beschäftigen, das reicht mir 😉
Wir hatten vier tolle Tage mit Wetterglück, einer lustigen Truppe und einem Top-Bergführer. Alles war perfekt organisiert und klappte tiptop. Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmals bei allen, ich hatte riesigen Spass und freue mich bereits auf weitere Touren!
Ich werde mir überlegen, die Topali-Hütte von Zaniglas aus zu erreichen, indem ich bei Tagesanbruch aufbreche… Mit fast 80 Jahren wäre das eine sogenannte Herausforderung, deren Ergebnis für einen Nicht-Kardiologen bestimmt ist… Bis bald in den Bergen, Danyel aus Vésenaz/GE
Vielen Dank fier Ihre nette und so fesselnde Uebertragung.
Super Bergwanderung mit tollen Fotos. Danke für die Einladung, aber ich bevorzuge eine weitere Railroad – Tour mit dir 😉
Die Tage sind korrigiert…..
Grüessli