Nach einer wiederum ziemlich angenehmen Nacht stand ich heute kurz nach 6 Uhr auf. Den Sonnenaufgang musste ich heute nicht unbedingt miterleben, denn aufgrund der Lage der Turtmannhütte kommt die Sonne sowieso erst spät hinter den Bergen hervor. Trotzdem suchte ich natürlich auch heute schon vor dem Frühstück ausserhalb der Hütte nach Fotosujets und fand sie auch.



Nach dem Zmorge um 7 Uhr waren wir schon bald wieder startklar für unsere heutige Tour zur Tracuithütte. Die Strecke beinhaltete nicht wie gestern ein eigentliches Gipfelhighlight. Jedoch hatten wir gleich zwei Gletscher zu überqueren, nämlich zuerst den Brunegg- und danach den Turtmanngletscher. Vor allem letzterer sorgte bereits beim Anblick von der Hütte aus für einiges Stirnrunzeln bei den Teilnehmern unserer Gruppe. Denn wie zum Geier sollten wir da wohl hochkommen?!? Nun, wir würden es noch erfahren…



















Der Brunegggletscher war bereits hinter uns und wir mitten im steilsten Teil des Turtmanngletschers, als uns Gerold auf einem „Zwischenboden“ kurz eine Lektion zum Thema Sicherung im Eis vermittelte. Mithilfe einer Eisschraube zwei Löcher so ins Eis bohren, dass sich deren Ende treffen. Danach ein Seil ins Loch 1 reinstecken, mit einem Draht vom Loch 2 aus das Seilende rausfädeln, Seilenden verknoten, und fertig ist die Sicherung. Ich hab’s getesten und bin voll reingehangen. Eindrücklich, was so ein paar Zentimeter Eis zu halten vermögen!



Den Knoten wieder zu lösen war mir für den Abend vorbehalten; das Ding hielt nach meinem Versuch bombenfest, war nur dank Einsatz des Pickels aus dem Eis zu bringen und erforderte sehr viel Geduld beim Lösen. Uns standen noch die letzten paar hundert Höhenmeter bevor, welche sich auf dem oberen Teil des Gletschers als sehr mühsam entpuppten. Es lag relativ viel Altschnee, welcher zum Überqueren sehr viel Kraft kostete. Aber auch dieses letzte Teilstück schafften wir und erreichten bereits um 13 Uhr die Tracuithütte und somit unser heutiges Etappenziel.







Die Tracuithütte wurde im Jahr 2013 völlig neu gebaut und ist entsprechend topmodern. Ist wohl nicht jedermanns Geschmack, aber mir gefällt das. Sogar eine Dusche wäre vorhanden gewesen, welche aber keiner von uns benützte. Man gewöhnt sich irgendwie an den Mief, und eine Katzenwäsche ist ja auch nicht schlecht. Die Hütte bietet 116 Plätze und war heute voll belegt. Das bedeutete für uns, dass wir während dieser Nacht nur ein Bett unser Eigen nennen durften. Da aber die Tagwache eh schon sehr früh ist, wird das schon klappen…
Und noch hatten wir den ganzen Nachmittag vor uns, welchen wir mit weiteren Theoriestunden ausfüllten. Gerold zeigt uns mit viel Geduld verschiedene Knoten und Rettungstechniken. Fazit: man könnte mit Seilen und Karabinern extrem viel anstellen, wenn man das nötige Wissen und Training hätte. Ich brauche noch etwas Zeit 😉





Weil wir so fleissig mitgemacht haben, wurden wir nach der Schulung von Gerold zum gesponserten Apero eingeladen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unser Reisebüro Berg und Tal. Im Anschluss daran wurden wir mit einem – ja, schon wieder – sehr feinen 3-Gänger verwöhnt. Spaghetti Bolognese stand als Hauptgang auf dem Menuplan. Das lieferte uns genügend Energie für den abschliessenden Tag mit dem Höhepunkt der Tour: Bishorn!



