Nachdem ich dann trotz (oder dank?) der abendlichen Unterhaltung mit Liedern und Gitarrenbegleitung doch noch eingeschlafen bin, habe ich mehr als 10 Stunden durchgepennt. Wegen der nicht wirklich tollen Betten fühle ich mich trotzdem noch etwas durchgenudelt, aber nach dem was ich gestern geleistet habe auch nicht weiter verwunderlich. Ich kann es noch immer nicht ganz realisieren, dass ich gestern Morgen auf dem Dom gestanden bin. Aber dazu habe ich ja nach der Rückkehr genügend Zeit…
Das Tagesprogramm für heute sieht folgende Tour vor: zuerst wandern wir von der Europahütte runter nach Randa, schnappen uns hier den Zug nach Zermatt, wo wir auf die Gornergratbahn umsteigen und damit bis zur zweitobersten Station – Rotenboden – fahren. Ab hier ist’s vorbei mit der Gemütlichkeit, wir wandern über den Gorner- und Grenzgletscher hoch zur Monte-Rosa-Hütte.
Bis Zermatt packt mich das Fotofieber noch gar nicht. Grund dafür ist vor allem die noch üppig vorhandene Bewölkung, die trotz anderslautender Prognose hartnäckig im Mattertal rumhängt. Das Wetter soll sich aber später von seiner besten Seite zeigen, und – ganz wichtig – auch für morgen ist perfektes Bergwetter prognostiziert. Was mich in die Bredouille bringt. Doch dazu später mehr.




Nach der Ankunft in Zermatt stellen wir höchst erfreut fest, dass es die Sonne doch noch gibt. Auf dem Bahnhofplatz ist es angenehm warm, und da wir keine Eile haben, genehmigen wir uns im Buffet vor der Weiterfahrt mit der Gornergratbahn einen Kaffee. Frisch aufkoffeiniert besteigen wir den Zug zusammen mit massenhaft Touristen, die alle ebenfalls hoch hinaus wollen. Wir fahren nicht bis ganz oben auf’s Gornergrat, sondern steigen eine Station vorher, auf dem Rotenboden, aus. Ab hier folgen wir dem Pfad hinüber zur Monte-Rosa-Hütte. Höhenmässig wär’s eine einfache Aufgabe, denn die Station Rotenboden liegt nur 70 Meter unterhalb der Hütte. Allerdings liegen noch zwei Gletscher dazwischen, welche es nötig machen, mehr als 400 Meter abzusteigen und danach entsprechend auch wieder raufzukraxeln. Aber was sind schon ein paar hundert Höhenmeter im Vergleich zur ganzen Woche?!? So wird denn dieser heutige Tourtag im Programm von Berg und Tal auch als „Ruhetag“ angepriesen.












Nach gemütlichen dreieinviertel Stunden erreiche ich zusammen mit meinem Bruder die Monte-Rosa-Hütte. Oli und Hajo haben es sich auf der Terrasse bereits gemütlich gemacht und ihre Siebensachen zum Trocknen ausgebreitet. Ich verteile meine Habseligkeiten ebenfalls, denn das Zeugs ist nach dem gestrigen, nassen Tag noch etwas feucht. Nach der ersten Katzenwäsche und einem wunderbaren Walliserteller begebe ich mich auf Entdeckungsreise in und um die Hütte. Diese war nach der Einweihung im Jahr 2009 die modernste ihrer Art. Sehr futuristisch, aber mir gefällt das ja. Die Einrichtung ist wirklich top, wie schon in der Täsch- und Domhütte. Grosszügiger Schuhraum, Körbchen um Steigeisen, Klettergurt und anderen Kleinkram zu verstauen, die Zimmer mit Einzelbetten, grosser Waschraum, Duschen, wunderschöner Aufenthaltsraum mit sehr viel Holz… Ich bin begeistert.







Vom Aufenthaltsraum habe ich leider keine Fotos, die sind wieder mal vergessen gegangen. Auf der offiziellen Hüttenseite finden Interessierte aber auch davon einige Bilder.
Bereits während des Aufstiegs zur Hütte habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich morgen die Dufourspitze in Angriff nehmen soll. Der Dom ist ja bezwungen! Aber eben, das Wetter war halt schon mies. Und die Prognose für morgen ist wie zu Beginn geschrieben perfekt. Die anderen können mich von diesem Projekt schlussendlich überzeugen, denn wie Oli richtig sagt, besser aklimatisiert an die grossen Höhen werde ich wohl nicht mehr so schnell sein. Also auf ins Bett für einen kurzen Powernap vor dem Znacht. Die Nacht nämlich wird sehr kurz werden, um 01.45 Uhr müssen wir aufstehen. Das Abendessen ist wiederum sehr fein (Hauptgang: praktisch dasselbe wie gestern, macht aber nichts), ich habe jedoch kaum Appetit. Die Aufregung wohl. Bereits sehr früh und ohne Hüttenkafi ziehen wir uns zurück ins Zimmer, das wir uns mit 4 Engländern teilen, die heute oben auf der Dufourspitze waren. Sie benötigten für die Tour 13 Stunden. Ojeoje, auf was habe ich mich da eingelassen?!?

Tagesfacts: Aufstieg 500 hm, Abstieg 1280 hm, Distanz 12 km, Gehzeit mit Pausen 4:25h (somit tatsächlich ein Ruhetag!)
