Tag 5, Freitag 22. August
Hajo hat's am Vorabend oft genug wiederholt: heute wird's brutal! Bei seinem bayrischen Schalk wussten wir zwar nie so genau, wie ernst er es wirklich meint. Aber die Tatsache, dass uns heute rund 14 Kilometer und 1400 Höhenmeter erwarteten, flössten gehörig Respekt ein. Zur unmenschlichen Zeit von 02.30 begann unser Tag. Noch halbwegs betäubt torkelte ich zuerst zur Morgenwäsche und versuchte meine Kontaktlinsen irgendwie in die Augen zu bekommen. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Aktion folgte der Gang zum Frühstück, wo meine Lebensgeister langsam in Fahrt kamen. Die Stimmung war speziell, freudig angespannt ob dem was da kommt.
Um 08.30 Uhr, nach genau 5 Stunden und 10 Minuten, erreichten wir als Tageserste den Gipfel des Strahlhorns. Was für ein Gefühl! Hajo's Zeitplan unterboten wir um satte 30 Minuten. Ich für mich fand's trotzdem gar nicht so brutal. Wohl auch, weil ein grosser Teil der Tour durch die dunkle Nacht führte und so gar nie richtig ersichtlich wurde, wie weit es tatsächlich ist.
Aufgrund der Kälte (-6 Grad) und des Windes verbrachten wir nicht allzu viel Zeit auf dem Gipfel und verschoben unsere erste (!) Pause an einen etwas windgeschützten Ort. Kaum hatten wir es uns gemütlich gemacht, stand Hajo bereits wieder in den Startlöchern. Wir vermuteten einen Wettbewerb unter Bergführern, wer mit seiner Anfänger-Truppe die Strahlhorn-Tour am schnellsten absolviert. An uns sollte es nicht liegen! Also weiter…
Um 11.10 erreichten wir nach knapp acht Stunden Tour die Britanniahütte. Das war sie also, unsere Königsetappe. Was für ein Morgen, was für Eindrücke! Die Erschöpfung hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen. Mein Training hat sich scheinbar bezahlt gemacht.
Noch waren wir aber nicht ganz am Ziel unserer Reise. Es fehlte die letzte Etappe zur Station Felskinn. Um einer Unterzuckerung vorzubeugen, haute ich in der Britanniahütte noch eine Fondue-Rösti rein. Welch ein Genuss!
Fazit
Es war eine geniale Woche. Wir waren eine tolle Truppe, hatten viel Spass während und zwischen den Touren. Mit Hajo als Bergführer hatten wir ein Riesenglück. Ein uriger Bayer wie er im Buche steht. Falls möglich möchten wir mit ihm im nächsten Herbst wieder einige 4000er besteigen. Mit Ausnahme vom Dienstagmorgen hatten wir sensationelles Wetter. Das Essen war jeweils tiptop, die Hütten einfach (Gandegg) und gemütlich. Die guten Geister auf den Hütten rundeten die perfekte Woche ab.
Ich für mich habe definitiv ein neues Hobby, falls möglich möchte ich noch dieses Jahr auf einen weiteren 4000er. Hoffentlich wird der Herbst schön, dann sollte das Weissmies allenfalls drinliegen. Doch zuerst jetzt zwei Wochen USA, noch knapp eine Stunde bis zur Landung in Las Vegas…