290 Meilen von North Pole nach Talkneeta
Uff, war das eine kurze Nacht! Um 9 Uhr holte mich der Wecker nach vier Stunden Schlaf aus dem Traumland. Etwas verknautscht packten wir unsere Siebensachen zusammen, um möglichst zügig die für heute auf dem Programm stehende Fahrt nach Talkneeta in Angriff nehmen zu können. Der Weg führte uns vorbei am „Hometown Buffet“, wo wir uns für die Reise stärkten. Ich konnte hier gerade noch den Beitrag für den gestrigen Tag fertigstellen.
Grund für den eng getakteten Zeitplan war für heute mal wieder ein Zug. Genauer der Aurora Winter Train, den wir schon letzten Samstag am Bahnhof von Anchorage abgelichtet haben. Der fährt ja derzeit bekanntlich jede Woche einmal nach Fairbanks und am Folgetag zurück. Der Fakt, dass wir uns Richtung Süden und der Zug in Richtung Norden bewegten, machte es nicht einfach, einen geeigneten Fotostandpunkt zu finden. Höchst komplexe mathematische Berechnungen – welche wochenlange Planung bedingten – führten zum Ergebnis, dass es nur an zwei Orten zwischen Fairbanks und Talkneeta eine sinnvolle Möglichkeit gibt. Beides Standorte, an welchen die Bahnstrecke und die Strasse sich kreuzen. Das Ziel war somit klar, das Navi entsprechend programmiert.
Unterwegs fanden sich wieder unendlich viele, wunderschöne Szenerien. Einige davon zeige ich nachfolgend gerne, damit die Winter-Liebhaber auf ihre Kosten kommen.
Wir sind pünktlich am Ziel, dem Bahnübergang Nummer 1 angekommen. Nur war dort keiner, anstelle davon eine Brücke über die Geleise. Also zehn weitere Fahrminuten, um das zweite berechnete Ziel anzusteuern. Hier exakt dasselbe Bild. Gopf! Also kehrt gemacht, und wieder den Standort bei der ersten Brücke angesteuert, welcher immerhin eine Möglichkeit bot, um das Auto abseits des Highways zu parkieren. Ich war erstaunt, wie schnell die hier in Alaska Brücken bauen. Denn vor einer Woche waren hier beiderorts noch Bahnübergänge. Ich schwör im Fall! Kaum fertig gestaunt, hörte ich schon den Motorensound der beiden Dieselloks. Noch kurz Pipo zugerufen, dass er sich beeilen soll. Und schon rauschte der Zug vorbei. Die Begegnung dauerte keine 30 Sekunden, doch wir hatten trotz der Umstände Freude, dass unser Plan funktionierte (wie schon Colonel John „Hannibal“ Smith zu sagen pflegte).
Es folgten die restlichen zwei Stunden Fahrt nach Talkneeta. Ich nutzte die Zeit, um unterwegs bereits erste Büroarbeiten zu erledigen und selbstverständlich hie und da ein Foto zu schiessen. Kurz nach 17 Uhr erreichten wir das heutige Etappenziel „Talkneeta Inn„, welches wir ja schon vor einer Woche als Unterkunft nutzten.
Auch beim Nachtessen unternahmen wir keine neuen Anstrengungen und dinierten im „Denali Brewpub„. Wiederum sehr exquisit und nicht zu knapp in der Menge. Nun ist der Magen noch etwas am Kämpfen.
Ebenfalls kämpfen wir beim Schreiben dieser Zeilen – es ist jetzt 20:30 Uhr – mit den aktuellen Nordlicht-Karten. Die zeigen nämlich überdurchschnittliche Aktivität an. Wir sitzen hier jedoch unter einer dicken Wolkendecke. Nun, das Glück war uns bisher stets hold, ewig kann diese Strähne ja nicht anhalten. Warten wir mal ab, was die Nacht bringen mag…
Ich fiel um halb Zehn in einen komatösen Schlaf, bekam absolut gar nichts mehr mit. Pipo war nach Mitternacht für eine halbe Stunde draussen, stellte allerdings fest, dass aufgrund der Wolkendecke absolut keine Sicht in den Himmel war. Nun, es bleiben weitere zwei Nächte…