Socorro NM – Belen NM
Distanzmässig liegen zwischen den beiden Städten gerade einmal rund 40 Meilen. Da ich aber sehr lohnenswerte Zusatzrunden drehte, war es schlussendlich ein Vielfaches davon. Und der heutige Beitrag wird übrigens auch ein Marathon…
Heute also stand der Programmpunkt an, welcher mich Tag für Tag weiter in Richtung Osten zog. Um welchen Anlass es sich handelte und wo ich heute meinen Sonnenaufgang fotografisch einfing, lässt sich aufgrund des Titelfotos zumindest halbwegs erahnen. Zusammen mit vielen hundert Personen stand ich in einer immer länger werdenden Kolonne vor dem Stallion Gate. Dies ist dasjenige Tor zur White Sands Missile Range, welches nur zwei Mal im Jahr für die Öffentlichkeit geöffnet wird. Dahinter verbirgt sich – nach weiteren rund 10 Meilen Autofahrt – die Trinitiy Site. Also der Ort, an welchem am 16. Juli 1945 um 5:29:45 Uhr die allererste Atombombe gezündet wurde. Bedingt durch den Film „Oppenheimer“, welcher diesen Sommer im Kino lief, war mein Interesse an diesem historischen Ereignis nochmals deutlich gestiegen. Dass sich der Tag der offenen Tür mit meinen Ferien so vortrefflich vereinbaren liess – und es überhaupt so etwas gibt – stellte ich erst bei Recherchen im Nachgang zum Kinobesuch fest.
Nun stand ich also heute um 05:30 Uhr (diesselbe Zeit wie damals bei der Explosion) in bereits erwähnter Kolonne. Toröffnung war zwar erst um 8 Uhr, aber die Warnung auf der offiziellen Seite der US Army bezüglich zu erwartendem, grossen Besucherandrang liess mich auf Nummer sicher gehen.
Das Warten war und bin ich mir ja gewohnt, somit nichts wirklich Neues. Es blieb Zeit, um ein paar Fotos zu schiessen, den Sonnenaufgang abzuwarten und noch etwas zu entspannen. Irgendwann setzte sich die Karawane in Bewegung, das Tor rückte näher und näher. Kurzer Check von Pass und Automietvertrag, und drin war ich. Spannend ist, dass ich erst jetzt beim Bearbeiten der Fotos feststellte, dass ich ja bereits um 07:50 Uhr das Stallion Gate passierte. Toröffnung also vorgezogen, ohne dass es mir auffiel. Ab jetzt lass ich die Bilder sprechen…
Bei der Rückfahrt wartete ich neugierig auf eine Antwort zu meiner Frage, wie lang wohl jetzt die Kolonne vor dem Stallion Gate sein wird. Tja, grosse Enttäuschung. Kein einziges Auto. Nichts. Also das frühe Erscheinen völlig für nichts. Aber was solls, bei so einer einmaligen Chance lieber auf Nummer sicher gehen. Und verpasst hab ich ja nichts. Früh Aufstehen liegt mir eh im Blut.
Vorne am Abzweiger von der Hauptstrasse standen ein paar nette Personen, die Krieg und Nuklearwaffen für diskussionswürdig halten. Wer soll ihnen das schon verübeln? Aber mein Besuch an dieser historischen Stätte ändert am Verlauf der Weltgeschichte nichts.
Ich ging über zum zweiten Teil des Tages. Der bestand mal wieder aus Eisenbahnfotografie. Doch zuerst musste ich notgedrungen nochmals nach Socorro ins Hotel von letzter Nacht, wo mein Dächlitschäpper und die Sonnenbrille auf mich warteten. Dabei entdeckte ich im Städtchen noch die weltberühmte Wal(l)street. Daraufhin fuhr ich die erwähnten 40 Meilen bis Belen, stärkte mich im Restaurant gleich neben dem Hotel, und schon ging es auf Entdeckungstour entlang der Geleise der BNSF.
Genau, heute fand ein Wechsel der Bahngesellschaft statt. Die UP betreibt zwei Ost/West-Hauptlinien, eine südlich (die bin ich in den letzten Tagen abgefahren) und eine weiter nördlich. Die BNSF betreibt nur eine Hauptlinie, an welcher ich mich heute und morgen befinde. Belen ist für BNSF ein wichtiger Stützpunkt mit Rangierbahnhof, und heute schien hier Gedränge zu sein. Vor Belen steckten aus Richtung Los Angeles etliche Züge in Ostrichtung im Stau. Nachdem ich drei Bahnübergänge auf Fototauglichkeit geprüft hatte, löste sich der Stau auf und es folgte Zug auf Zug. Eine wahre Freude!
Man mag es kaum glauben, aber ich fand dann sogar noch Nicht-Eisenbahnmotive!
Doch wieder zurück zum Schwermetall.
So, wer es bis hier geschafft hat, dem sei versichert, es ist bald fertig. Aber heute hatte ich viel zu erzählen und am Nachmittag war ich voll im Fotomodus. Darum jetzt noch eine Zugabe, dann ist aber Schluss!