Die Hitze während diesen Tagen drückte mir so langsam etwas auf die Laune, daher kam mir am Mittwoch die Anfrage von Kollege Thömu sehr gelegen… ob wohl ausser ihm noch jemand Lust und Zeit hätte, am Sonntag das Weissmies zu besteigen. Da musste ich nicht lange überlegen, ein idealer Start ins Hochtourenjahr 2019!
Freitag, 28. Juni 2019
Kurz nach Mittag fuhr ich bei Thömu vor, um ihn und seine bessere Hälfte Steffi abzuholen. Wir wählten für die Fahrt ins Wallis den Weg über den Grimselpass. Das Haslital und die Grimselwelt gefallen uns allen einfach gut, zudem ist so schon die Anfahrt jeweils eine tolle Einstimmung auf die Bergwelt. Das anvisierte Zwischenziel Grimsel Hospiz (mit feinem Flammkuchen) mussten wir leider auslassen. Dort wird wegen Bauarbeiten erst im Dezember wieder geöffnet. Also direkt hoch zur Passhöhe. Die Temperaturen dort waren im Gegensatz zur Glutofenhitze im Unterland wunderbar angenehm. Schon der Anblick der „Eisberge“, die im Totesee trieben, genügte, um die gefühlte Temperatur nochmals um ein paar Grad sinken zu lassen.
Nach der Kaffeepause auf dem Pass fuhren wir weiter durch die wunderschöne Bergwelt in Richtung Saas Fee. Dort angekommen steuerten wir direkt das sehr empfehlenswerte Hotel „Marmotte“ an. Die Besitzer Anett und Martin sind noch immer mit vollem Engagement bei der Sache und begrüssten uns, als ob wir jeden Monat hier nächtigen würden. Toll! Es folgte vor dem Nachtessen ein Rundgang durch das bereits um 18:30 Uhr fast menschenleere Dorf. Wahrscheinlich sassen sämtliche Touris schon alle gemütlich am Tisch und verköstigten sich. Wir drei machten es ihnen gleich und genossen ein wunderbares Essen in der Essstube. Wie immer bei Martin war es nicht besonders gut, aber wenigstens gab’s genug (ein Insider 🙂 )
Samstag, 29. Juni 2019
Nach einer kühlen Nacht und entsprechend erholsamen Schlaf bis 7 Uhr freute ich mich bereits auf das Frühstück. Ich füllte mir am Buffet den Energiespeicher, um später den anstrengenden Aufstieg zu unserem Tagesziel Almagellerhütte zu schaffen. Kurz nach 9 Uhr trafen wir auf dem Parkplatz der Bergbahn Hohsaas meinen Bruder Dani, welcher direkt aus Olten kommend zu unserer Gruppe stiess. Hier starteten wir unsere Wanderung, welche uns via Almagelleralp zu unserem bereits erwähnten Tagesziel führen sollte.
Nach 4 Stunden und 45 Minuter reiner Wanderzeit erreichten wir schliesslich unser heutiges Ziel, die auf 2894 Meter hoch gelegene Almagellerhütte. Sie gehört der SAC Sektion Niesen und machte gleich auf Anhieb einen prächtigen und sehr gepflegten Eindruck. Insbesondere der Mini-Bergsee gleich neben der Hütte weiss zu gefallen.
Der Tag neigte sich dem Ende zu, in der Hütte kehrte Ruhe ein und ich haute mich auf’s Ohr. Trotz anstrengendem Tag war ich nicht so wirklich müde. Schlussendlich entschwebte aber auch ich irgendwann ins Land der Träume…
Sonntag, 30. Juni 2019
War das vielleicht ein Erwachen! Noch bevor mein human eingestellter Wecker um 03:30 Uhr den ersten Ton von sich gab, schrillte ein „Katastrophenalarm“ eines unbekannten Zimmergenossen durch den Raum, als ob es gleich um Leben und Tod gehen würde. Naja, ehrlicherweise habe ich beim Aufstehen in einer SAC-Hütte manchmal schon ein wenig das Gefühl, als ob es tatsächlich darum gehen würde. Ich sass dank perfekter Vorbereitung bereits nach 10 Minuten katzengewascht, zähnegeputzt und fertig gepackt beim Zmorge.
Unser heutiger Tourenplan war die Überschreitung des 4017 Meter hohen Weissmies vom Zwischenbergpass herkommend und runter über den Triftgletscher zur Station Hohsaas, welche auf rund 3200 Meter gelegen ist. Somit wären bloss rund 800 Höhenmeter Abstieg zu überwinden. Leider nur wären… Denn die Information, welche während des Essens die Runde machte, war nicht erfreulich. Der Triftgletscher auf der Abstiegsroute, welcher regelmässig für Schlagzeilen sorgt, bewegte sich dummerweise genau gestern Abend ziemlich stark. Die Route musste daher gesperrt werden. Was für uns bedeutete, dass wir nach erfolgreicher Gipfelbezwingung wieder den ganzen Weg runter nach Saas Almagell gehen mussten. 2400 Meter Abstieg… mir wurde schon beim Gedanken ganz anders.
Doch zunächst zogen wir unser mal unser Programm durch und starteten mit Dutzenden von Berggängern den Sturm auf das Weissmies.
75 Minuten, nachdem wir bei der Almagellerhütte losmarschierten, erreichten wir den 3270 Meter hohen Zwischenbergpass. Die Morgenstimmung inmitten der grandiosen Bergwelt sorgte für gute Laune und erinnerte mich daran, weshalb ich immer und immer wieder die Strapazen auf mich nehme. Wir setzten unseren Weg über den Südgrat hoch zum Gipfel fort. Viele andere Bergsteiger wählten den Weg über das Schneefeld westlich davon. Dies wäre wohl für die Kraftreserven bessere Wahl gewesen, machte aber ganz sicher nicht so viel Spass wie relativ einfache Kletterei über den griffigen Fels.
Die Uhr zeigte unterdessen 8 Uhr an, seit vier Stunden waren wir unterwegs. Wir standen auf 3800 müM, noch fehlten 200 Höhenmeter zum Gipfel. Der Schwierigkeitsgrad der Kletterei stieg an, meine Energiereserven hingegen sanken. Aufgrund der Tatsache, dass wir alles bisher „Erstiegene“ auch wieder absteigen mussten, entschied ich mich hier für meinen persönlichen Übungsabbruch. Ich teilte meinen drei Begleitern mit, dass ich hier an der Sonne auf sie warten würde, da ich mich einfach nicht fit genug für weitere zwei Stunden (Auf- und Abstieg) Kraxlerei fühlte. Nach einer Lagebesprechung entschieden sich dann allerdings alle für den vorzeitigen Abstieg. Dani und Thömu waren ja bereits im letzten Jahr oben, und Steffis Magen spielte nicht ganz wunschgemäss mit. Natürlich drückte dieser Entscheid etwas aufs Gemüt. Wir wählten für den Abstieg den Weg über das Schneefeld statt über den Südgrat. Der bereits sehr weiche Schnee sorgte dafür, dass selbst der Abstieg sehr kräfteraubend war. Etliche Male sank ich bis zu den Knie ein und musste den Fuss förmlich wieder ausgraben. Schlussendlich waren wir uns einig, dass es die richtige Entscheidung war und der erste 4000er der Saison halt noch etwas warten muss.
Zurück in der Hütte wechselten wir unsere Kleidung zurück vom Hochtouren- auf das Wandertenue. Dabei konnte auch gleich der gesamte Inhalt des Rucksacks umgeräumt werden. Und natürlich wurden die Energiereserven aufgefüllt.
Um 14:20 Uhr standen wir auf dem Dorfplatz in Saas Almagell. Meine Knie gaben mir zu verstehen, dass es genug war für heute. Meine Enttäuschung über das nicht ganz erreichte Ziel war nicht allzu gross, es überwog die positive Erinnerung über das Erlebte. Widerwillig machten wir uns auf den Heimweg, erneut via Grimselpass. So konnten wir wenigstens nochmals etwas kühlere Luft inhalieren. Die Hitze des Mittellandes sollte uns noch früh genug in den Würgegriff nehmen…
das hat gedauert…..bis ich mal wieder reinschaute, bis mal wieder was Neues da war. Super! Danke für die Wanderung…tolle Bilder und die ganzen Berichte sind erfruelich…weiter so.
Gruss Trudi
Hoi Trudi, ja meine Produktivität leidet im Moment etwas… Schön, dass du dich trotzdem ab und zu auf meine Seite „verirrst“ 🙂 Liebi Grüess, Erich
Hallo Erich Herzlichen Dank für die Zustellung des ausführlichen Berichts mit den ausgezeichneten Fotos von eurer Tour! Bestimmt war der Abbruch die richtige Entscheidung, wenn es vielleicht auch etwas schmerzt … Ich wünsche dir und deinen Begleiter*innen weiterhin viel Spass an den Hochtouren. Mit eme liebe Gruess Peter
Hallo Peter, herzlichen Dank für das Kompliment! Unterdessen sind wir ja bereits wieder in den Bergen unterwegs, weitere Berichte folgen schon bald… Liebe Grüsse, Erich