Der Schnee fällt nicht, sondern stiebt quer durch die Luft. Die Kälte ist für einen 28. Oktober schon ziemlich grässlich. Ich stehe obenrum 7-lagig, untenrum 3-lagig bekleidet am Bahnhof Luterbach-Attisholz, mit dabei meine komplette Fotoausrüstung. Es ist 00.35 Uhr, die Schweiz ist entweder bereits im Tiefschlaf (Winterschlaf?) oder macht irgendwo Party und feiert durch die Nacht. Aber nicht alle haben es in dieser kalten Nacht so schön…
Zwei Bautrupps mit insgesamt 14 Männern vom Fahrleitungsdienst Dulliken sowie externen Firmen stehen im Einsatz, um 10 Abfangträger für eine Erweiterung der Bahnhofsanlagen einzubauen. Wie gesagt, es gibt gemütlichere Orte um zu arbeiten; von der Zeit ganz zu schweigen! Aber der immense Verkehr auf den Schweizer Schienen macht es nötig, dass vielfach mitten in der Nacht gearbeitet werden muss. Trotz der ungewöhnlichen Zeit hab ich die Einladung gerne angenommen, um die Arbeiten fotografisch zu begleiten. Dank meinem Kältetraining in Kanada vom letzten Januar liessen mich die äusseren Bedingungen kalt… wortwörtlich 😉
Bevor die Arbeiten starten, müssen noch zwei Züge abgewartet werdenEines der zwei Hauptgeleise wird bereits vom FL-Dienst in Beschlag genommen, der letzte Regio nach Solothurn lässt auf sich wartenAuf Gleis 1 wartet der Bauzug auf seinen EinsatzEndlich! Mit 12-minütiger Verspätung verlässt der Regio um 01.22 Luterbach in Richtung SolothurnIm Stellwerk wird die Streckensperrung sowie die Ausschaltung der Fahrleitung veranlasst……und kurze Zeit später fährt der Bauzug vorKeine 10 Minuten nach dem letzten regulären Zug herrscht schon HochbetriebDie Fahrleitungen werden für den Einbau der Abfangträger vorbereitetWenig später schwebt der erste bereits am Kranhaken herbei und wird per Funk-Anweisung genau platziertThomas mit prüfendem Blick, ob’s auch wirklich nirgends Probleme gibtDem wachsamen Auge vom Chef entgeht nichtsKranführer Luigi schaut und hört konzentriert auf die Anweisungen von obenTrotz Schnee, Kälte und viel Arbeit gibt’s was zum Lachen 🙂Auch unten am Seil wird aufmerksam den Anweisungen von oben gelauschtZieh nochli übere!Gemütlich sieht anders ausPasst’s?Der erste Träger ist montiertDie Strasse ist leergefegt, 20 Meter daneben herrscht HochbetriebDer zweite Träger (jeder davon wiegt übrigens rund 3,5 Tonnen) wartet auf den Einbau…Grosse fotografische Herausforderung war in dieser Nacht, die Linse immer sauber zu halten… was nicht immer gelang 😉Der zweite Abfangträger wird vorbereitet……vom Kran angehoben……abgedreht und positioniert bis……er schliesslich an seinem Bestimmungsort eingebaut istDas Notstromaggregat hustete aufgrund von falschem Treibstoff ein wenig 😉Rund ein Kilometer östlich von Luterbach ist der zweite Bautrupp im EinsatzAuch hier läuft ohne Teamwork gar nichtsOb diese Bäume wohl Weihnachten überleben werden?Kranführer Urs hat Zeit für einen Schwatz mit dem Fotografen 😉Lasten anschlagen bei unwirtlichen äusseren BedingungenAbfangträger durch’s Fahrleitungs-Wirrwarr hindurch anheben und reinzirkeln……einpassen……und gut festschraubenNatürlich auf beiden Seiten!Der hat gut Lachen, sitzt er doch die meiste Zeit in seiner beheizten HütteDer rastlose Patrick… musste extra für’s Foto stillhalten 😉Die für diese Nacht geplanten 4 Träger sind hier eingebaut, also……wieder zurück zum Bahnhof, wo……der vierte Abfangträger soeben eingefädelt wirdMillimeterarbeit beim Abdrehen, was bei rund 23 Meter langen Trägern gar nicht so einfach istEin letztes Mal Einpassen… zumindest für mich in dieser NachtGilt der kritische Blick dem Wetter oder den Arbeiten?Kurze Regenerationsphase 😉Arbeiten in luftiger (stürmischer!) HöheGut eingepackt lässt sich der Kälte halbwegs gut trotzenRunter mit den SpansetsVerfangen!So muss es sein! Blick immer in Fahrtrichtung 😉Hebebühnen wo man hinsiehtAber ohne wäre die Arbeit um einiges mühsamerIdeale Wetterbedingungen für stimmungsvolle FotosKurze Zugfahrt ans andere Ende des BahnhofsDie Zeit reicht noch für Vorbereitungsarbeiten für die nächsten NächteAbladen von einem JochFahre bis Ändi Perron!……wo gleich noch ein Joch entladen wirdDie Platzverhältnisse erfordern eine spezielle Abladetechnik: Anheben und mit dem Zug wegfahren, so einfach ist das!
Nach vier Stunden auf der Baustelle waren meine Bilder im Kasten und ich machte mich auf den Nachhause-Weg, während die Jungs noch länger in der Kälte ausharrten. Brrrr… Respekt dafür! Ich erlebte ein eingespieltes Team, welches auch bei suboptimalen äusseren Bedingungen eine Top-Arbeit abliefert (falls der Chef mitliest: bei der Quali berücksichtigen! ;-)) Als selbst betroffener Schichtbüezer bin ich immer wieder begeistert, was nachts alles getan wird, damit der Ball rund läuft. Ein grosses Merci für die interessante Nacht!