Winter in Alaska - Tag 15

Die lange Heimreise, garniert mit Nordlichtern

Am Ende der Ferien nach Hause zu reisen, ist immer irgendwie doof. Wenn allerdings vom Aufstehen bis zum erwarteten Eintreffen in der heimischen Wohnung rund 28 Stunden vor einem stehen, ist die Vorfreude in etwa auf dem Level der Temperaturen in Fairbanks: weit im Minusbereich. Und dann die Weckzeit! 01:45 Uhr!!! Meine innere Uhr hat die vergangenen 14 Tage wohl nie ganz mitbekommen, in welcher Zeitzone ich mich befinde. Dermassen durcheinander war das Schlafverhalten. Hatte diese Nacht jedoch den Vorteil, dass ich um 19:45 Uhr problemlos ein- und wunderbar durchschlafen konnte. Überraschend ausgeruht stand ich unter die Dusche, packte nun noch wacher die letzten Sachen zusammen. Typisch schweizerisch standen Pipo und ich überpünktlich in der Hotellobby, damit wir unseren auf 02:45 Uhr terminierten Shuttle zum Flughafen nicht verpassten.

Das Prozedere beim Einchecken sowie bei der Sicherheitskontrolle verlief extrem flüssig. In kürzester Zeit hatten wir unser Gepäck los und standen vor unserem Gate, welches natürlich noch lange nicht geöffnet hatte. Bis zum Abflug stand viel Zeit zur Verfügung, wir wollten auf Nummer sicher gehen. Die Langeweile drückte bereits wieder auf die Augendeckel, als meine Lebensgeister aufgrund einer gerade gemachten Entdeckung plötzlich zurückkehrten. Ursprung des aus dem Nichts kommenden Energieschubs lag in diesem Foto, welches mir mein Bruder Dani vorgestern aus Zürich sendete:

Diese Schönheit landete am 12.2. in Zürich und verliess die Schweiz in Richtung Hong Kong am 13.2. um 08:20 Uhr

Ich töggelte auf meinem Schlaufon bei Flightradar24 rum, um nach „Perlen“ auf dem Flughafenvorfeld zu suchen. Dabei sah ich, dass zwei Jumbos von „National“ draussen standen. Der erste war nicht besonders interessant, der zweite… na, ihr dürft raten… Genau! Es war der „Zürcher“ Jumbo, der nach kurzem Stopp in Hong Kong direkt nach Anchorage flog. War für mich der Aufsteller des noch sehr frühen Morgens und gleichzeitig Ansporn, um für ein ansprechendes Foto einen gefühlten Marathonlauf durch den halben Flughafen zu absolvieren.

Die Welt ist klein: vor 30 Stunden noch in Zürich, jetzt entdecke ich die „N952CA“ hier in Alaska

Zugegeben, ich habe Freude an vermeintlichen Kleinigkeiten. Macht das Leben jedoch viel fröhlicher! Diese kleine Freude verkürzte die Wartezeit auf unseren bevorstehenden, ersten Flug auf jeden Fall. Das Boarding begann pünktlich, und ebenso startete auch der Flug nach Seattle. Exakt nach Flugplan setzte sich unsere Maschine um 6 Uhr in der Früh in Bewegung. Der Flug entlang von Alaskas, später Kanadas Küste war spätestens ab da spannend, als Tageslicht die Bergwelt unter uns begann zu beleuchten.

Nach etwas mehr als drei Stunden Flugzeit erblickte ich unter mir Seattle. Die bald anstehende Landung war hochwillkommen, konnte ich doch trotz Schlafmangels während des Flugs keine Sekunde schlafen. Hinzu kam mein Magen, der nach beinahe acht Stunden seit dem Aufstehen so langsam nach fester Nahrung verlangte.

Das hochwillkommene Zmorge in Form eines Lachs-Bagels füllte meinen Energiespeicher auf ein aktzeptables Niveau. Die Kraft reichte, um uns um die Bordkarten für die weitere Reise nach Frankfurt und Zürich zu kümmern. Da wir in Anchorage nur diejenigen bis Seattle erhielten, war jetzt Anstehen am Gate angesagt. Etwas umständlich, da Lufthansa zwar Tickets von Alaska Airlines verkauft, mangels vertiefter Zusammenarbeit jedoch ein Einchecken „über die Grenzen“ nicht möglich ist. Egal, wir kamen zu unseren Bordkarten und konnten uns aufgrund mehr als genug Umsteigezeit erneut auf kulinarische Freuden konzentrieren. Dabei verfolgten wir auch das Eintreffen „unserer“ Lufthansa-Maschine, welche pünktlich aus Frankfurt eintraf.

Mit Freude stellte ich fest, dass auch unser zweiter Flug zur geplanten Zeit vom Gate zurückgeschoben wurde. Sie können es also, unsere Freunde aus dem Nordkanton! Der Kapitän kündigte bereits auf dem Boden an, dass wir heute aufgrund günstiger Winde etwas weniger Zeit für den Flug nach Frankfurt benötigen würden. Einem geordneten Heimweg stand somit weiterhin nichts im Weg.

Endlich fand ich nach dem Mittagessen und einem beruhigenden Film (Bullet Train mit Brad Pitt: Prädikat sehenswert!) etwas Schlaf. Trotz Sitz in Premium Economy und dadurch etwas steilerer Rückenlehne einfach grundsätzlich eine Tortur. Aber die Müdigkeit war irgendwann schlicht gross genug, damit ich ein wenig ins Land der Träume abtauchen konnte. Allerdings stellte ich sicherheitshalber meinen Wecker, denn auf der Route weit oben im Norden erwartete ich noch eine Sondershow draussen am Nachthimmel. Und siehe da: nach knapp sechs Stunden Flugzeit – wir befanden uns mitten über Grönland – begann der knapp halbstündige Tanz der Nordlichter.

Reflexionen aus der Kabine sowie leichte Turbulenzen verlangten meinem fotografischen Geschick alles ab. Ich verrenkte mich in unmöglichste Positionen, damit ja kein Fremdlicht zum Fenster gelangte. Die Fotografie zwar nicht wirklich auf einem hohen Level, doch die Freude über das Gesehene und Erlebte überwog. Es folgten erneut ein paar Momente des Schlafs, welche jedoch den Namen „Erholung“ nicht verdienten. Und so kam es, dass ich bis zur Landung in Frankfurt um 08:45 Uhr Ortszeit kein Foto mehr schoss. Einerseits waren die Sujets aufgrund vielfach bedecktem Himmels Mangelware, andererseits war ich geistig inzwischen dermassen ermattet, dass ich schlicht keine Ideen mehr hatte.

Und wieder gute drei Stunden Umsteigezeit. Vorteil: kein Stress und Zeit, um gemütlich was zu trinken. Nachteil: Langeweile bei totaler Übermüdung ohne wirkliche Ruhemöglichkeit lassen einem die Zeit als unendlich vorkommen. Die Unendlichkeit nahm trotz alledem ein Ende und wir durften unseren letzten Flug antreten.

Mit der Landung war das zweitletzte Etappenziel erreicht. Auf Pipo warteten seine Eltern, die ihn zurück nach Hause brachten. Ich durfte auf den sehr geschätzten Fahrdienst von Florian (bekannt von der Rollercoaster Tour 2015) zählen, der mich bis zur Haustüre chauffierte. Herzlichen Dank dafür!

Die sehr intensiven zwei Wochen an einem – zumindest im Winter – sehr unbekannten Ort nahmen somit ihr Ende. An dieser Stelle nochmals ein riesengrosses Dankeschön an Pipo für die unkomplizierte Art und spannende Zeit und natürlich seine sehr wertvollen Fahrdienste. Und ebenso vielen Dank für die vielen positiven Rückmeldungen auf verschiedenen Kanälen, die mich stets motivieren, soviel Zeit in diese Reiseberichte zu stecken 🙂

Doch nun: SCHLAFEN!!!