Wir durften heute Morgen eine Zmorge-Spezialbehandlung geniessen. Da wir ja in einem Hotel nächtigten, war die Frühstücks-Zeit nicht auf Berggänger abgestimmt. Die offiziellen Zeiten waren uns sehr viel zu spät. Aber dank dem Entgegenkommen unseres Gastgebers kamen wir trotzdem nicht zu kurz weg, stärkten uns mit Kaffee, Brot, Käse und Müesli (halt wie in einer SAC-Hütte) und fuhren um 04.45 Uhr los in Richtung Furkapass.
Am Belvédère angekommen, kleideten wir uns ein und nahmen als erste Hürde des Tages den „Hintereingang“ zum Rhonegletscher. Notwendig war dies, weil den Tag durch für die Besichtigung der Gletschergrotte Eintritt verlangt wird. Somit sind alle normalen Zugänge noch abgesperrt und machen einen kleinen Umweg nötig. Wir waren aber schnell „auf der anderen Seite“ und trotteten hinab zum Gletscher. Steigeisen montieren und los geht’s in Richtung Galenstock!
Das Wetter wollte noch nicht so ganz mitmachen, aber immerhin war es trocken. Die Sicht war zumindest auf dem Gletscher so gut, dass wir ohne grosses Kartenstudium vorankamen. Die Gletscherspalten zwangen uns zwar hin und wieder zu kleineren Umwegen, aber unsere Tourenleiter Thömu und Oli lotsten uns schlussendlich mit sicherem Gespür über den Rhonegletscher. Der Wechsel von Eis auf Fels war nach knapp 90 Minuten Tatsache, weiter empor ging es über Geröll und Schnee.
Nach 4 Stunden erreichten wir den Galensattel. Wegen der schlechten Sicht sahen wir unser Tagesziel, den Galenstock, noch immer nicht und machten deshalb noch einen kleinen, unfreiwilligen Umweg, der aber kaum Zeit kostete. Irgendwie hatte ich zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, einen 4000er zu besteigen. Immer weiter ging es nach oben, meine Energie-Reserven neigten sich langsam dem Ende zu. Immerhin setzte sich gegen 10 Uhr morgens die Sonne endgültig durch und erfreute unser Herz. Endlich sahen wir den Gipfel, von dem uns noch gute 200 Höhenmeter trennten.
Wir hatten den Gipfel ganz für uns, genossen die Aussicht auf die Urner-, Berner- und Wallisergipfel. Weit unter uns die Strasse des Furkapass und der Rhonegletscher. Und genau zu diesem mussten auch wir wieder absteigen. Was mir persönlich noch etwas Sorgen bereitete. Meine durch viele Ablenkungen etwas zu kurz gekommene Vorbereitung im Frühling und Sommer machte sich bemerkbar, sprich: ich lief am Anschlag. Und noch warteten runde 1400 Höhenmeter Abstieg auf mich. Naja, eins nach dem anderen…
Beim Abstieg stürzte ich auf einem Schneefeld und rutschte mit ausgekugelter Schulter noch ein paar Meter weiter runter. Das Schulterproblem ist ja bei mir nichts Neues, aber da sie mir heute bereits zum zweiten Mal rausflog, war ich dann doch etwas genervt und zweifelte ein erstes Mal heftig an der Besteigung des Finsteraarhorns. Ich wollte mich noch nicht jetzt und hier festlegen, aber so richtig lustig fand ich’s im Moment gar nicht. Der Rest des Abstiegs verlief dann glücklicherweise ohne weitere Komplikationen – mal abgesehen von kleineren Ausrutschern, welche vor allem an Schienbein und Co. noch einige Kratzer zur Folge hatten.
Die Stoppuhr zeigte 8 Stunden und 40 Minuten, als wir im Belvédère ankamen. Da das GPS meiner Uhr im steilen Gelände etwas bockig tut, sind die Kilometerangaben nicht sehr zuverlässig. Aber so irgendwas um 13 bis 14 Kilometer werden’s gewesen sein, hinzu kamen die 1400 Meter hoch und wieder runter. Ich war entsprechend durchgenudelt und brauchte dringend Flüssigkeitsersatz. Diese nahmen wir alle noch vor Ort zu uns, um danach ins Hotel zurückzukehren.
Den Luxus einer Dusche schätzt man nie mehr als nach einem solchen Tag. Und mit dem Wissen, dass einem eine solche in den nächsten vier Tagen fehlen wird, genoss ich die kühlenden Wassertropfen umso mehr. Frisch erholt setzte ich mich zu den anderen in die Gartenbeiz, wo sich inzwischen Oli’s (Noch-)Freundin Sandra zu uns gesellte. Sie wird uns die nächsten Tage begleiten und war heute als kleine Einstimmung und Akklimatisierung auf dem Nufenen unterwegs. Herzlich willkommen im Team! 🙂
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