Es mag für einige Leser etwas befremdlich gewirkt haben, wenn ich mich nach der gestrigen erfolgreichen Besteigung des Gokyo Ri und traumhaftem Sonnenuntergang nicht wirklich darüber freuen konnte. Aber die vertane Chance auf geniale Fotos nagte gestern Abend tatsächlich noch sehr lange. Die Laudatio auf das gerade Erlebte, welche Hanspeter nach dem Nachtessen hielt, sorgte bei mir ebenfalls nicht für ein besseres Gefühl. Nun, der Ärger ist unterdessen verflogen; neuer Tag, neues Glück!
Nach der gestrigen Anstrengung durften wir heute einen ruhigen Tag geniessen. Die Route von Gokyo nach Dragnak wird mit bloss gut 2 Stunden Wanderzeit veranschlagt. Deshalb war wieder Ausschlafen angesagt, sprich 07.30 Uhr. Als ich jedoch fast 2 Stunden vorher zum dritten Mal auf’s WC musste, hatte ich genug und packte bereits meine Siebensachen. Mein Bruder folgte mir ebenfalls nach draussen, um drüben am Hang des Gokyo Ri die Sonne einzufangen.
Die Temperatur heute Morgen lag bei knapp unter 0 Grad, dazu blies noch eine steife Brise. Ich war daher froh, als es die Sonne endlich hinter den Bergen hervor schaffte und sofort für wohlige Wärme sorgte. Nach dem Frühstück standen schon weit vor der offiziellen Startzeit um 9 Uhr etliche Kolleginnen und Kollegen draussen vor der Lodge, um sich in der warmen Sonne aufzutanken.
Die heutige Tour war so kurz, dass ich darüber kaum was schreiben kann. Gokyo liegt westlich des Gokyo-Gletschers, unser Tagesziel Dragnak praktisch auf gleicher Höhe östlich davon. Vor uns lag somit „nur“ die Gletscherüberquerung. Dazu mussten wir zuerst die Moräne hoch, dann durch eine endlos scheinende Gerölllandschaft, schlussendlich noch rund 20 Minuten östlich des Gletschers runter nach Dragnak.
Ich sagte zwar den anderen unserer Gruppe, dass ich die Marschzeit heute nicht erwähne, da es schon fast erschreckend kurz ist. Aber wir machten ja gestern genug, und so haben wir uns diesen „Ruhetag“ verdient. Um 11.15 Uhr erreichten wir bereits unsere Lodge, dies nach nicht einmal 2 Stunden reiner Wanderzeit. Wie gewohnt wurden wir herzlich empfangen. Während wir den Welcome-Drink genossen, schufteten unsere Aktivferien-Guides Te Kumar, Gelje, Dorje und Sonam und stellten wie immer bereits unser Gepäck in die Zimmer.
Nach dem Mittagessen hatten wir Zeit zur freien Verfügung, was ich zu einem kurzen Powernap auf der Yakweide nutzte. Die Sonne brannte vom Himmel und sorgte für Lufttemperaturen von gut 10 Grad. Im windgeschützten Hof der Lodge war es schon fast sommerlich warm; hab zwar die Temperatur dort nicht gemessen, aber gefühlt waren es sicher mehr als 20 Grad.
Mittlerweile hat wie schon fast üblich der Nebel im Gokyo-Tal Einzug gehalten. Im Aufenthaltsraum wird gejasst und gewürfelt… und ich sitze im iPad. Ein grosses Merci an dieser Stelle an die unzähligen positiven Rückmeldungen, welche mich sehr freuen und motivieren. So fällt mir das asoziale Dasein etwas einfacher 🙂
Nun gilt es, noch etwas die Batterien aufzuladen für den morgigen Höhepunkt (vom Island Peak ausgenommen) des Trekkings, die Überquerung des über 5400 Meter hohen Cho-La-Passes. Tagwache wird um 5 Uhr sein, möglich dass ich erstmals nicht vorzeitig aufstehen werde…
Tagesfakten: 4,2km, 1h45min, 180m Anstieg, 260m Abstieg
Weiter mit Tag 10…
Toller Bericht und noch bessere Fotos! Macht echt Spass.Empfehlung kam von Sacha und Sandra…