Gestern Abend schlief ich erstmals seit Beginn unserer Tour mit Musik ein. Oder es war zumindest der Plan; nach zwei Stunden stellte ich den iPod ab und versuchte zu schlafen. Die Musik nämlich holte alle Erinnerungen der letzten zwei Wochen hervor, was grundsätzlich sehr schön war – nur eben schlafen konnte ich so nicht. Bereits um drei Uhr in der Früh war für mich leider fertig mit Schlafen. Ich wälzte mich hin und her, versuchte nicht an den morgigen Tag mit dem Aufstieg auf den Island Peak zu denken. Es gelang nicht. So kam ich um 5.30 Uhr auf die Idee, mit dem iPad ins Internet einzuloggen, um ein paar Fotos des gestrigen Tages hochzuladen; und siehe da, die Daten flutschten nur so in Richtung Schweiz. Nun dürft ihr doch noch ein paar Bilder geniessen…
Noch immer weit vor der offiziellen Weckzeit um halb Acht gingen ich und mein Bruder schon wieder nach draussen, um etwas frische Luft zu schnuppern. Frisch war nur der Vorname: im Zimmer waren’s noch angenehme +3 Grad, draussen jedoch mit Wind sehr kühl (Thermometer hatte ich nicht dabei).
Plötzlich kam Hektik auf. Bereits um 7 Uhr begannen unsere einheimischen Guides mit dem Wecken der noch im Schlaf liegenden Kolleginnen und Kollegen. Hatte ich gestern etwa was falsch verstanden?!? Hanspeter sass auch schon im Aufenthaltsraum und nippte an seinem Spezial-Tee. Das Missverständnis lag jedoch nicht bei mir, sondern bei den Guides, die alles eine halbe Stunde eher machten. Der bevorstehende Island Peak schien überall und bei allen Spuren zu hinterlassen.
Die Tour zum Island Peak Base Camp ist an und für sich keine grosse Sache. Natürlich bewegt man sich wieder auf Höhen über 5000 Meter. Wir jedoch sind bereits so gut akklimatisiert, dass uns dieser Umstand keine grossen Schwierigkeiten mehr bereiten sollte. Doch irgendwie schien heute der Wurm drin zu sein. Ich für mich fand es einfach wieder viel zu warm. Ich meine, wir geniessen hier wunderschönes Wetter wie es nicht besser sein könnte. Doch bei Temperaturen von fast 20 Grad im Schatten (und dies auf 5000 müM!) wird es mir dann schon langsam zu viel. Einige aus unserer Gruppe hat mittlerweile auch der Khumbu-Husten erwischt, zudem sind einige ein wenig am kränkeln. Langsam aber sicher scheinen sich die Strapazen der letzten Tage negativ zu äussern. Wir werden den Island Peak morgen mit reduzierter Truppe in Angriff nehmen; von den ursprünglich 11 Angemeldeten sind jetzt noch 7 hier im Base Camp. Die anderen haben uns nach dem sehr feinen Mittagessen verlassen und sich auf den Weg zurück nach Dingboche gemacht, da wo wir vorgestern übernachteten.
Ich sitze nun hier im Aufenthaltszelt, bald wird das Nachtessen serviert. Danach werden wir uns etwas hinlegen und versuchen zu schlafen. Um Mitternacht wird der Startschuss fallen. Wir alle sind sehr kribbelig, denn so einen Sechstausender nimmt man ja nicht alle Tage in Angriff.
Wenn dieser Text online geht, ist bereits klar, ob wir’s geschafft haben oder nicht. Aber das lest ihr dann im nächsten Beitrag…
Tagesfakten: 6,7km, 2h30min, 370m Aufstieg, 45m Abstieg
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