Wir sitzen in der sehr gemütlichen Lodge in Dingboche und geniessen den Abend. Ich habe die im Gegensatz zum gestrigen Chaos friedliche Stimmung genutzt, um den gestrigen Beitrag nochmals neu zu schreiben.
Der heutige Tag begann wie schon gestern geschrieben früh – und frostig. Nicht wie befürchtet sehr frostig. Nur gerade -5 Grad zeigte das Thermometer; also so wie bereits am Tag zuvor. Ich war froh, dass bereits um 5 Uhr Tagwache war. Während der Nacht hatte ich einige Male das Gefühl, gleich zu ersticken. Die Höhenlage sorgte dafür, dass kaum noch genügend Sauerstoff den Weg in meine Lungen fand. Um halb Sechs sassen wir alle bei Kaffee und Chrömli – in der Hoffnung, dass die Lebensgeister erwachten.
Wie von Hanspeter vorgegeben, starteten wir pünktlich um 6 Uhr den Angriff auf den 5545 Meter hohen Kala Patthar, dies bei Aussentemperaturen von „nur“ -8 Grad. Wie schon gewohnt, waren wir sehr langsam unterwegs. Wir erwarteten für die 460 Höhenmeter eine Zeit von zwei Stunden.
Die Kälte war zwar bissig, aber der anbrechende Tag und die ersten angestrahlten Berggipfel erwärmten mein Herz. Der Aufstieg war hart, doch durch das sehr humane Tempo blieb mein Puls stets im vernünftigen Bereich. Ein Hochdrehen in den roten Bereich würde hier oben ziemlich sicher auch bedeuten, dass das Ziel schwierig zu erreichen ist. Dies war glücklicherweise nicht der Fall, und kurz vor 8 Uhr erreichten alle der Gestarteten den Gipfel. Dies bei strahlendem Sonnenschein, denn kurz vorher erreichte auch uns die Sonne. Das Timing hätte nicht besser sein können. Perfekt!
Wir konnten uns kaum vom Gipfel lösen, die wärmende Sonne und die grandiose Aussicht auf Mount Everest, Nuptse, Pumori und viele andere waren zu traumhaft. Doch wir hatten heute ja noch einen weiten Weg vor uns. Und so stiegen wir nach einer guten halben Stunde hinunter nach Gorak Shep.
Zurück in der Lodge stärkten wir uns für den weiteren Weg bis nach Dingboche. Kurz nach 10 Uhr begann unsere Reise, um kurz danach bereits wieder eingebremst zu werden. Schwerverkehr war ebenfalls in unsere Richtung unterwegs. Und der Weg über die Geröllhalden nicht gerade förderlich, um Tempo zu bolzen.
Nachdem wir die Geröllhalden hinter uns hatten, konnten wir unsere Reisegeschwindigkeit merklich erhöhen. Die Wege wurden breiter und ebener, die Hindernisse weniger und der Sauerstoffgehalt höher und höher. Lobuche, wo wir gestern noch Mittagsrast machten, durchquerten wir zügigen Schrittes. Wir nützten den guten Lauf und schauten, dass wir vorwärts kamen.
Nach einer stündigen Mittagspause in Thukla zeigte die Uhr 15.30, als wir unsere Lodge in Dingboche erreichten. Direkt vor uns erhebt sich die Ama Dablam, und auch den Island Peak haben wir ein erstes Mal zu Gesicht bekommen.
Morgen haben wir einen gemütlichen Start. Wir dürfen bis 8 Uhr ausschlafen. Ob ich’s aber so lange im Schlafsack aushalte, bezweifle ich mal stark…
Tagesfakten Teil 1: 4,5km, 2h50min, 460 Aufstieg, 460m Abstieg
Tagesfakten Teil 2: 13,2km, 4h5min, 145m Aufstieg, 915m Abstieg
Weiter mit Tag 13…
Tolle Leistung,super Bilder und Kommentare!Macht Spass das zu verfolgen!Gruß an die Walliser!!!
Hallo zäme, bei euch ist es zwar gleichmässig kalt, aber für solche Fälle seid ihr ja wintertauglich ausgerüstet. Bei uns sind nach dem Wintereinbruch auch Mützen und Handschuhe gefragt. Schnee gab es in der ganzen Schweiz und die gegenüberliegenden Juraweiden sind ebenfalls schneebedeckt. Ihr habt nun eines eurer Höhenziele geschafft und ich glaubte der Kala-Pattar sei schon das höchste eurer Gefühle, das Gipfelfoto sieht ganz so aus! Aber es geht ja noch weiter, mal schauen wie weit die Kondition und die Puste ausreichen. Ich wünsche euch jedenfalls weiterhin tolle Highlights mit eurem Team.
Liebe Grüsse – Anni