Der Tag begann wiederum früh, denn der erste Shuttle-Bus ab Brienz-Brunnen – wo sich in unmittelbarer Nähe des Brienzersees das Park+Ride befindet – war auf 05:30 Uhr terminiert. Den wollte ich erwischen, um rechtzeitig oben auf der Ebenfluh zu sein. So kroch ich kurz vor halb Fünf unter meiner Bettdecke hervor, machte mir auf dem Zimmer einen Kaffee und führte die letzte Packungskontrolle durch. Material war alles parat, ich zwar noch etwas schlaftrunken aber doch soweit im Strumpf, um die kurze Fahrt von Meiringen City bis zum Brienzersee sicher hinter mich zu bringen.
Die Möglichkeit, mit der Sesselibahn auf die Windegg zu fahren und so rund 400 Höhenmeter zu überwinden, liess ich – wie bis jetzt noch bei jedem Besuch des Fliegerschiessens – bewusst aus. War es ursprünglich noch wegen der sehr langen Wartezeiten, so ist es nun ganz einfach der eigene Starrsinn, der mich ultimativ vom Fahren auf den Berg abhält. Positiver ausgedrückt gehört es für mich schlicht zum Rundumerlebnis Axalp, den gesamten Weg zu wandern.
Um 07:45 Uhr stand ich oben auf dem Tschingel, welchen ich mir heute als Standort aussuchte. Weitere rund 300 Meter wäre ja noch der Standort „KP Ebenfluh“, welchen ich jedoch schon die letzten beiden Male aufsuchte. Heute wollte ich die Perspektive wechseln und machte es mir auf der geneigten Alpwiese bequem. Es blieb genügend Zeit, um vor Beginn der Action einen Kaffee aus dem nahe gelegenen Verpflegungszelt zu kredenzen.
Beim gestern bereits erwähnten Stargast handelte es sich um den Hawker Hunter T.Mk.68 des Fliegermuseums Altenrhein. Dieser Jet war einer von ursprünglich 160 Hunter, die bei der Schweizer Luftwaffe im Einsatz standen. Bemalt ist er in den Farben der in Meiringen stationierten Staffel 11, den Tigern. Anlass für das Auftauchen hier während den Vorführungen war ein betrüblicher, denn der „HB-RVV“ war auf Abschiedstournee. Er wird am 23. Oktober 2021 zu seinem allerletzten Flug starten und danach ins Rentnerdasein als statisches Museumsstück wechseln. Somit also eine der letzten Gelegenheiten, dieses elegante Fluggerät in der Luft zu fotografieren.
Der Höhepunkt des Tages in Form der offiziellen Flugvorführungen rückte näher. Die Sonne, die am Morgen noch fast ungestört vom Himmel schien und für wohlige Oktober-Wärme auf 2250 Metern sorgte, wurde von aufziehenden, dünnen Wolken abgeschirmt. Den durch Gegenlicht eh schon schwierigen Lichtverhältnissen wurden dadurch aus fotografischer Sicht kein Gefallen getan. Aber was soll’s, der Anlass findet in der Natur statt und wir nehmen es, wie es kommt…
Die Hornets hatten ihre Munition verpulvert, es folgte der letzte Auftritt des bereits erwähnten Hunters.
Nach den Starrflüglern folgten die Drehflügler. Nach dem immer wieder imposanten Solo-Display des Super Pumas folgte der Auftritt der Löschhelikopter, die ihre nasse Ladung über dem Zielgelände abluden.
Nächste Showblock war die Demonstration einer „Hot Mission„, des Abfangens einer unberechtigt in den Luftraum eingedrungenen Maschine durch zwei Kampfjets.
Es folgten ein paar ruhigere Minuten, denn die Fallschirmaufklärer sprangen hoch oben über der Axalp ab und defilierten an uns vorbei.
Es wurde wieder lauter: nach dem Formationsflug des Ausbildungs-Flotte der Luftwaffe zeigte die Hornet im Solo-Display, was fliegerisch so alles möglich ist.
Daniel „Stampa“ Stämpfli sorgte mit der Pilatus PC-21 für einen Farbtupfer am Himmel.
Das Kommando Spezialkräfte (KSK) führte uns in einem konzentrierten Mini-Einsatz das Infiltrieren, Bekämpfen des Ziels und schlussendlich die spektakuläre Exfiltration vor.
Ganz traditionell wurde der heutige Nachmittag durch die Patrouille Suisse abgeschlossen – zumindest was den offiziellen Showblock anbelangt. Für mich selber war der Tag natürlich noch lange nicht abgeschlossen, stand ich doch zu diesem Zeitpunkt noch auf fast 2250 müM oder rund 1700 Meter oberhalb meines parkierten Autos. Irgendwie mussten diese noch überwunden werden…
Das war es also mit meinem diesjährigen Axalp-Abenteuer. Den Donnerstag schenkte ich mir, denn am Morgen regnete nach stürmischer Föhnnacht aus Kübeln. Zwar versprachen die Wetterprognosen auf Mittag hin Besserung, aber da ich bereits fast 5000 Fotos geschossen hatte, wollte ich bald zurück an den heimischen Computer und mich um die Sortierung und insbesondere Löschung machen. Dies ist mir mit Erfolg gelungen, denn beim Schreiben dieser Zeilen sind es „nur“ noch 773 Bilder, von denen ich knapp 200 in den Blog stellte. Trotz der vielen Tausend Fotos bin ich nicht restlos glücklich mit den Ergebnissen. Aber die wohl zu lange Abstinenz an solchen Anlässen und auch hinter der Kamera förderten gewisse „Einrostungserscheinungen“ zu Tage. Auch das Blogschreiben ging mir schon lockerer von der Hand. Nun, die Freude überwiegt trotz allem 🙂
Respekt! Fantastische Bilder und eine wirklich gute Beschreibung. Wir waren schon 2x auf der Axalp. Beide Male haben wir den Sessellift hoch genommen und sind runter (über Chüemad) gelaufen. In diesem Jahr wollen wir mit Freunden auf die Axalp. Einer ist zwar körperlich fit, hat aber etwas Knieprobleme. Daher überlegen wir jetzt auch hoch zu laufen (um die recht Steile Buckelwiese zu umgehen). Ist der lange Weg am Veranstaltungstag komplett frei? Oder wird der Wanderweg gesperrt?…..Viele Grüße von den Flachlandtirolern aus dem Ruhrgebiet 🙂
Hallo Brigitte
Herzlichen Dank für das Kompliment 🙂
Der lange Weg hoch durch das Lütschental war in früheren Jahren jeweils am Morgen früh noch frei begehbar. Mein letztes Erlebnis war glaub ich im Jahr 2018, da mussten wir allerdings den Wachposten bereits kurz nach 7 Uhr in der Früh „überzeugen“, dass er uns noch passieren liess. Seither habe ich persönlich niemanden mehr gesehen, der den Weg hochging. Ich selber habs auch gar nicht mehr versucht. Ich tippe darauf, dass das Tal grundsätzlich für den Aufstieg gesperrt ist.
Hingegen kann das Tal für den Abstieg genutzt werden, denn nach der Show wird der Weg jeweils freigegeben. Ich benutze ebenfalls immer diese Route. Ist weniger bevölkert und knieschonender. Was bei deinem Kollegen ja durchaus von Vorteil ist.
Hoffe die Antwort nützt euch was, wünsche euch dann viel Spass auf der Axalp!
Fliegerische Grüsse aus der Schweiz, Erich
Hi Hummeli, Super Fotos Geiler Bericht 👍😀
Frage an Dich: Da ich Alt, Sportmuffel und damit absolut keine Konditionen habe. Wie komme ich auf die Axalp ( bin auch kein VIP, somit kann ich auch nicht Super Puma Taxi Fliegen ) und kann mir das spektakel mal life anschauen.
Gruss Thomas
Hallo Thomas
Wäre das Fliegerschiessen nicht DER Anlass, um den inneren Schweinehund zu überwinden? Sorry, wenn ich etwas direkt bin… 😉
Der Weg des „geringsten Widerstands“ ist die Fahrt mit der Sesselbahn hoch zur Windegg. Von der Bergstation bis zum untersten Zuschauerplatz sind es nur 200 Höhenmeter, auf den Tschingel dann nochmals 100 zusätzlich. Ich empfehle sehr frühes Anreisen, da die Kolonne vor der Sesselbahn monströse Ausmasse annimmt. Am besten den ersten Shuttle ab Brienzersee (05:00 Uhr, letztes Jahr 05:30), dann hast du bei der Sesselbahn keine Probleme. Für den Aufstieg hast du dann endlos Zeit, schön gemütlich und dann klappt das auch mit dem Tschingel! 🙂
Mit etwas Verspätung habe ich mir auch noch deine Blogs über das Fliegerschiessen zu Gemüte geführt. Ich finde, dass dir mit deinen Aufnahmen doch einige Highligths gelungen sind. Mit Interesse würde ich auch weitere Blogs, evtl. über Schnee- oder Jurawanderungen, verfolgen!