Fliegerschiessen Axalp 2018 – Tag 3 Das lange Warten auf dem Wildgärst

Ich halte mit Serienfeuer drauf,...

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Der ursprüngliche Plan für den Wildgärst-Tag war ja mal, dass wir um 8 Uhr oben auf dem Gipfel stehen. Die gestrige Morgenstimmung weckte jedoch den Sonnenaufgangs-Fotografen in mir. Nach kurzer Rücksprache mit Dani beschloss ich somit, die Ankunftszeit um eine Stunde vorzuverlegen. Wir waren uns einig, dass es wirklich keine Rolle spielte, ob wir nun um 2 oder 3 Uhr aufstehen mussten. Gesagt getan, der Wecker klingelte mitten in der Nacht. Da hilft bei mir nur eines: beim ersten Ton sofort auf die Bettkante sitzen und mal kurz durchatmen. „Snoozen“ ist ja grundsätzlich kontraproduktiv, würde jedoch um diese Zeit im Fiasko enden. Sprich, ich würde wohl wieder einpennen und müsste durch meinen Bruder rausgeklopft werden (wir hatten aufgrund dessen, dass wir die einzigen Gäste im Hotel waren, beide je ein Zimmer bekommen).

Alles im Auto verstaut, bereit zur planmässigen Abfahrt um 02:30 Uhr
25 Minuten später erreichen wir den Parkplatz bei der Schwarzwaldalp

Kurz vor halb drei erreichten wir das Ende des motorisierten Aufstiegs zum Wildgärst, die Schwarzwaldalp. Dort angekommen stellte ich fest, dass ich Held fast alle meine Jacken im Hotel vergass. Einzig die sehr dünne „Aufstiegs“-Jacke sowie die leichte Daunenjacke waren mit dabei. Ein kräftiges Fluchen hallte durch das Rosenlauital und machte den röhrenden Hirschen in der Brunft Konkurrenz. Glücklicherweise habe immer eine Notjacke im Auto, welche dadurch heute zu ihrer grössten Reise ausserhalb des Autos aufbrechen durfte. Im Zimmerschrank des Hotels hingen zu diesem Zeitpunkt und für den Rest des Tages übrigens 3 Jacken und 2 Gilets… Top! 🙂

Die Wanderung auf den Wildgärst kannte ich ja bereits von meinem „Testlauf“ vor fast exakt einem Monat. Fotos vom Austieg bei (halbwegs) Tageslicht sowie Karten und Tourenübersicht sind dort zu finden. Im Gegensatz zum 12. September war ich heute mit einem wesentlich schwereren Rucksack unterwegs. So rund 20 Kilogramm wog das Teil, was aber auch nur dank der tatkräftigen Mithilfe meines „Sherpas“ Dani möglich war. Der schleppte nämlich sämtliche Getränke und Esswaren hoch, zusätzlich noch ein kleines Stativ für die Fotos am frühen Morgen. Dank der mittlerweile reichen Bergerfahrung rannten wir nicht gleich los wie wenn es kein Morgen gibt. Ein Fuss vor den anderen, schön gemütlich war das Motto.

Absolut im Marschplan: nach 75 Minuten waren die ersten 500 Höhenmeter geschafft

Noch war es völlig dunkel, nur ziemlich weit oberhalb von uns entdeckten wir das Licht einer Stirnlampe. War doch tatsächlich so eine Wildsau noch vor uns losmarschiert! Vom restlichen Aufstieg gibts keine Lichtbilder, ja wie auch…? Es war ja kein Licht vorhanden. Ok, der eindrückliche Sternenhimmel hätte ein traumhaft schönes Foto gegeben. Aber ich trottete fast wie in Trance langsam und stetig bergan und wollte den Rhythmus auf keinen Fall unterbrechen. Sterne kann ich auch bei anderer Gelegenheit wieder fotografieren…

Knapp vier Stunden und auch damit exakt nach Zeitplan trafen wir kurz vor sieben Uhr auf dem Wildgärst ein. Es stellte sich heraus, dass wir bei weitem nicht die Ersten waren. Ob die wohl gleich hier oben übernachteten? Zelten ist im Übrigen hier oben nicht gestattet, da es sich um eine Wildschutzzone handelt. Entsprechende Überlegungen können somit gleich wieder begraben werden. Die Aussicht war schlicht grandios, im Osten wurde es langsam hell, im Westen noch Nacht und weit unten im Tal wachte man langsam auf. Wir zogen uns sofort um, durchschwitzte Kleider wurden durch trockene ersetzt. Dies war auch bitter nötig, denn der Föhn blies unerbittlich über den Gipfel. Gerade mal +1 Grad zeigte mein Thermometer bei der Ankunft. Nun war ich definitiv froh, meine Notjacke mit hoch geschleppt zu haben!

Nach dem Kleiderwechsel begann um 07:07 Uhr das morgendliche Fotoshooting
Brienz erwacht
Blick auf das Nebelmeer nördlich vom Brünigpass
Die Holländerfraktion hat ihre Standplätze bereits gesichert
Atemberaubende Morgenstimmung
Blick rüber zum Wetterhorn, das seinem Namen alle Ehre macht
Der Föhn drückt die Wolken in Richtung Norden, hoffentlich hält das Wetter
Gut eingepackt auf 2890 müM
Der Tag schiebt die Nacht weg
Die im Osten aufgehende Sonne sorgt für Spektakel am Himmel
Ich bin begeistert, renne mit der Kamera umher und halte mich so warm
Blick hinunter ins Reichenbachtal
Links das Wetterhorn, rechts in den schön leuchtenden Wolken das Schreckhorn
Ein Blick runter zum Schiessplatz, wo sich die Zuschauerzonen langsam füllen

Unterdessen war seit unserer Ankunft bereits eine Stunde vergangen. Im Osten kämpfte die Sonne mit den bedrohlich aufziehenden Wolken. Sie setzte sich schliesslich durch und ihre Strahlen waren auf dem kalten Berg hochwillkommen. Auch unten bei den Zuschauerzonen beim Schiessplatz kamen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen an und sorgten für spezielle Aufnahmen.

08:33 Uhr: die Zuschauerzone 2 kommt ins Scheinwerferlicht
Auch das KP und die Fliegerfans werden beleuchtet
Das Berghotel Faulhorn erhält bereits Besuch von einem Heli

Das Fotoequipment und ich waren nun „eingeschossen“, das Morgentraining konnte meinetwegen beginnen. Nur hatte da der Bodennebel in Meiringen etwas dagegen. Normalerweise beginnt jeweils um neun Uhr das morgendliche Schiesstraining. Doch es blieb ruhig. Sehr ruhig sogar. Erste grosse Ernüchterung bei den paar Anwesenden hier ober auf dem Wildgärst. Morgentraining leider abgesagt. Sehr schade! Insbesondere, weil wir unten kaum Nebel sahen. Nun, es blieb nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden und den Nachmittag abzuwarten. So bot sich die Chance, den verpassten Schlaf etwas aufzuholen. Angesichts des noch immer sehr garstigen, kalten Windes hier oben aber leichter gesagt als getan. Und zwischendurch nahm ich immer mal wieder die Kamera zur Hand und fotografierte, was halt gerade so vor die Linse kam…

Die immer wieder erstaunlichen Bergdohlen, welche uns…
…eine etwas andere Flugshow boten.
Dani bei der verdienten Siesta
Doch noch ein wenig Unterhaltung für die Zuschauer unten
Ein Super Puma führte sein Solo-Programm vor
Da sind die dicken Rohre natürlich sofort im Einsatz
Noch immer gemütlich am Schlafen

Gerade als auch ich etwas eingenickt war, hörte ich im Halbschlaf jemanden „Tiger im Anflug“ rufen. Ihr hättet sehen sollen, was das auf dem Berg auslöste. Die gesamte Herde (mich natürlich eingeschlossen) stürzte mit ihren Kameras zur Bergkante, um wenigstens diesen einen vormittäglichen Jet zu erwischen. Nun, der Tiger flog einfach mal kurz von Ost nach West über den Schiessplatz und verschwand wieder so schnell wie er aufgetaucht war. Die Aufregung war somit fast umsonst, sorgte jedoch für Blutzirkulation im eher unterkühlten Körper.

Der für Aufregung sorgende Tiger
Dann haute es auch mich weg
Die Szenerie um die Mittagszeit herum
Die Zuschauerränge unten waren derweil schon gut gefüllt
Der morgendliche Nebel über Lungern- und Sarnersee war aufgelöst

13:15 Uhr, die Anspannung wurde nun deutlich seh- und fühlbar. Noch immer strömten Dutzende von Berggängern dem Gipfel entgegen. So langsam machte auch ich mir Gedanken, wo genau ich mich denn nun postieren sollte. Nicht, dass ich dann schlussendlich trotz sehr früher Ankunft kaum noch Platz an der Bergkante finden würde! So begab ich mich nach vorne zu den Logenplätzen und breitete meine Ellbogen vorsorglich mal aus.

Dies war das Panorama von meinem Standplatz aus
Dani inspiziert noch die Nachbar-Bergspitze, gibt dann…
…das OK-Zeichen zuhanden der Schiessleitung, worauf…
…pünktlich um 14 Uhr die Show startet

Nun galt es also ernst. Mein Bruder meinte noch, dass ich jetzt aufgrund des ausgefallenen Morgentrainings noch mehr unter Druck stehen würde, vernünftige Bilder zu liefern. Wo er recht hatte, hatte er recht! Man schleppt ja nicht mitten in der Nacht tonnenweise Material nach oben, um dann mit ein paar unscharfen Fotos den Heimweg antreten zu müssen. Also: volle Konzentration!

Meine Premiere: die erste Hornet auf direktem Weg zum Wildgärst
Der Pilot beginnt seinen Jet bereits auf den Rücken zu drehen, hinten nähert sich sein Wingman
Dies ist bereits die zweite Maschine, wenige Sekunden später…
…Nummer 3 und 4
Der vierte Jet nur einige Dutzend Meter über uns

Ob ihr’s nun glaubt oder nicht: hauptsächlich für diese paar Sekunden kämpft man sich auf den Wildgärst. Aber das Erlebnis ist unbeschreiblich! Die Jets ziehen gleich nach der Schussabgabe nach oben, steuern direkt auf einen zu, legen sich auf den Rücken und donnern kurz darauf über die Köpfe der Zuschauer, tauchen wieder runter ins Reichenbachtal und holen Anlauf für einen neuerlichen Anflug. Hier nochmals das Video, welches ich bereits letztes Jahr verlinkt habe. Bringt das Gefühl ziemlich gut rüber, wie ich finde.

Anlauf holen über dem Reichenbachtal
Der Leader der Staffel 11 sticht runter…
…dicht gefolgt von seinem Wingman
Flug über die sehr gut besetzte Zuschauerzone beim KP
Und wieder hoch zu uns, jedoch in etwas anderer Richtung
Zwischen den Bergen hindurch
Während der zehnminütigen Schiessdemonstration fliegen die vier Hornet’s…
…leider nur genau ein einziges Mal über unsere Köpfe hinweg
Aber auch so bieten sich viele Fotosujets an

Es folgten die anderen Programmpunkte der Flugshow. Der Super Puma zog wieder seine Runden, was aber vom Wildgärst her schlicht zu weit weg ist um für Eindruck zu sorgen. Daraufhin demonstrierte die Luftwaffe, wie im Rahmen des Luftpolizeidienstes die Kontrolle eines unbekannten Fliegers durchgeführt wird.

Der Auftakt des Super Puma Displays mit dem Abwurf der Flares
Luftpolizeieinsatz: der unbekannte Flieger war selbstverständlich nur gestellt
Es handelte sich um den kleinen Bundesratsjet, welcher an der Show zum Einsatz kam
Zum Schluss dieses Programmpunkts machten die beiden…
…Luftpolizei-Hornets eine Ehrenrunde….
…und sorgten so für ein paar eindrückliche Fotos
Brienz im heissen Abgasstrahl
Fast schon leichtfüssig näherten sich die F/A-18 dem Wildgärst…
…und düsten seelenruhig (naja, nicht wirklich) über uns hinweg
Es folgte die Formation mit den Pilatus PC-7 und PC-21
Die Hornet löste sich von der Formation…
…und ging direkt ins Solo-Programm über
Volle Kanne über den Schiessplatz und mit…
…viel Power und Flares hoch auf 10 km

Der folgende Auftritt der Tiger war mit etwas Wehmut verbunden. Diese nahmen dieses Jahr letztmals am Fliegerschiessen teil, dienen ab nächstem Jahr nur noch als Helfer wie z.B. auch in der Patrouille Suisse. Deren Schiessprogramm war jedoch dieses Jahr ziemlich speziell und anspruchsvoll. Sowohl für die Piloten als auch für mich als Fotografen. Irgendwie beschlich mich das Gefühl, mit dem Objektiv ständig in eine Richtung zu zielen, wo kein Flieger war. Tja, ein zwei Aufnahmen sind gelungen, insbesondere eine Serie macht mir Freude.

Ein Tiger sticht runter zum Schiessplatz
Ich halte mit Serienfeuer drauf,…
…ziehe einfach weiter mit…
…auch wenn nur noch Berg zu sehen ist…
…doch schlussendlich ist der Tiger wieder zu sehen
Die Tiger verabschieden sich vom aktiven Dienst

Dani und ich entschieden uns bereits am Morgen, den um 17:23 Uhr auf der Grossen Scheidegg fahrenden Bus anzupeilen. Dies erspart einem 500 Höhenmeter Abstieg, bedingt jedoch ein vorzeitiges Verlassen des Bergs. Ich rechnete mit gut zwei Stunden Wanderzeit, und so packte ich meine Fotoausrüstung bereits eine halbe Stunde vor dem Showende in den Rucksack. Zu diesem Zeitpunkt stand noch die Patrouille Suisse auf dem Programm. Schien mir vertretbar, da ich das ganz exklusive Motiv der knapp am Wildgärst vorbeifliegenden Jets im Kasten hatte.

Ein letzter Blick zurück zur Fotografenschar vorne an der Bergkante
Die eindrücklichen Felsformationen im Reichenbachtal waren ebenso schön anzuschauen
Wir waren trotz noch laufender Veranstaltung nicht die Ersten
Das kleine Schneefeld war deutlich gezeichnet von den vielen Fliegerfans
Letzte Schneeresten von vergangener Woche
Einmal mehr exakt nach Zeitplan treffen wir auf der Grossen Scheidegg ein
Das Postauto nach Grindelwald wartet bereits, unseres folgt in wenigen Minuten
Nach einem sehr langen Tag sind wir zurück in der Schwarzwaldalp

Das wunderbare Herbstwetter begleitete uns den ganzen Tag hindurch. Einzig der hartnäckige Wind auf dem Wildgärst hätte nicht sein müssen. Als wir auf der Grossen Scheidegg ankamen, waren jedoch wieder sämtliche Körperteile auf Temperatur. Die letzten drei wieder etwas leicht ansteigenden Kilometer mussten recht zügig angegangen werden, sonst wäre uns das Postauto vor der Nase weggefahren. Doch wir schafften es und auch ich war geschafft. Und zwar wie! Glücklich zwar, aber sehr müde. Meinen Rucksack brachte ich am Ziel auf der Schwarzwaldalp kaum noch zum Bus raus, fragte mich nachträglich, wie ich den wohl die letzten paar Stunden runtergetragen habe. Aber nun lag er im Kofferraum meines Autos und wir gingen über zum kulinarischen Teil des Abends. Inklusive Cremeschnitte nach Art des Hauses.

Dieses Prachtsstück habe ich mir redlich verdient!

Wir waren aufgrund der Tatsache, während des gesamten Tages nirgends an einen Kaffee kommen zu können, noch stark unterkoffeiniert. So entschieden wir uns auf der Fahrt runter ins Tal beim antiken Hotel Rosenlaui gleich nochmals einzukehren. Speziell für uns wurde nochmals die Maschine gestartet und so genossen wir einen letzten Kaffee auf der Terrasse des Hotels. Ein schöner Ausklang eines erlebnisreichen und tollen Tages!

Wie aus alten Zeiten

Noch für die Statistik-Interessierten die Daten des Aufstiegs:

3 Kommentar

  1. Danke für die tollen Fotos.
    War auf dem Faulhorn..nicht so nah dran, aber ein schöner Ausblick und genug platz.Abstieg nach Bussalp ist kürzer und letzter Bus am 17.45.Gruss Hans

    • Hallo Hans, besten Dank für das Kompliment. Gerne geschehen! 🙂

      Das Faulhorn werde ich eventuell im nächsten Jahr in mein Programm aufnehmen.

      Gruss, Erich

  2. Mit einem letzten Blick auf den Blog habe ich die Bilder von Tag 4 konsumiert. Wieder tolle Aufnahmen, gratuliere, auch dem Sherpa fürs Schleppen. Trotzdem kam ich zum Schluss, dass ich auch nächstes Jahr nicht mitkommen werde. Gruss vom Gäu

Ich freue mich stets über eure Kommentare, lobenden Worte, Fragen und natürlich auch Kritik (welche ich umgehend löschen werde ;-) ).

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