Abendlicher Besuch bei den Hornets

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Als Titel hätte ich auch „Vollmondabend und stählerne Hornissen“ wählen können, aber den gibt es ja bereits. Denn der Zufall wollte es, dass bei meinem nun zweiten abendlichen Besuch des Militärflugplatzes Meiringen in Unterbach eben gerade wieder Vollmond war. Im Unterschied zu meinem damaligen Ausflug lag heute kein Schnee mehr und der Mond wurde mehrheitlich durch Gewölk abgedeckt. Aber es lockte mich ja weder das Wetter noch der Erdtrabant ins Berner Oberland, sondern die Militärjets der Schweizer Luftwaffe.

Kurz nach Mittag entschied ich mich heute für einen halbwegs spontanen Ausflug in Richtung Brienzersee. Die Idee eines neuerlichen abendlichen Besuchs geisterte schon länger in meinem Kopf rum. Allerdings sind – bedingt durch meine Schichtarbeit – die Zeitfenster eng gesetzt und das Nachtflugtraining findet ja auch nur montags (oder wetterbedingt dienstags) statt. Oder dann spielte während der letzten zwei Monate hin und wieder auch das Wetter nicht mit. Nun, heute passte es, und der freundliche Mitarbeiter der Airbase bestätigte mir kurz nach 13 Uhr am Telefon, dass das heutige Nachtfliegen bestätigt sei. Ich packte meine Siebensachen und brauste los.

Kurz vor 15:30 Uhr erreichte ich das Gelände. Ein Militärpolizist stand bereits bei der Schranke, welche die Startbahn vor unerwünschtem Verkehr abhalten soll. Normalerweise ein Zeichen, dass bald was läuft. Mein Plan, vor „Arbeitsaufnahme“ im Fliegertreff noch einen Kaffee zu verköstigen, wurde schnurstracks über Bord geworfen. Denn der ebenfalls freundliche Militärpolizist bestätigte, was ich bereits vermutete: „i öppe zäh Minute starte vier Hornets„. Tja, keine weiteren Fragen, schnell zum Auto und die Ausrüstung einsatzbereit machen.

Um 15:55 waren die vier Jets weg und im Tal kehrte wieder Ruhe ein. Die Gehörgänge wurden durch dieses erste Spektakel schon mal ordentlich gängig gemacht. Trotz Ohrstöpseln ist der Lärmteppich schon sehr durchdringend, macht aber als gelegentlicher Besucher mächtig Freude!

Da die vier Maschinen in Zweierformation und zeitlich gestaffelt starteten, kehrten um 16:10 Uhr die ersten beiden auch schon wieder zurück. Erneut die Chance, meine etwas eingerosteten Bewegungsabläufe zu praktizieren.

Die vier Maschine hatten alle wieder sicheren Boden unter den Rädern. Noch während die letzten zwei zurück in Richtung Hangar rollten, wurde eine kleine militäraviatische Abwechslung präsentiert. Ein Pilatus Porter kämpfte sich ebenfalls runter in Richtung Piste. Der Ausdruck „Runterkämpfen“ erscheint mir beim Porter passend, da die Dinger ja fast aus dem Stand abheben und beim Landen nach gefühlten fünf Metern zum Stillstand kommen. Meine Fotoausbeute hielt sich allerdings in Grenzen, da ich mich heute fotografisch nicht auf derartige Langsamkeit einstellte und so praktisch jedes Foto verzitterte…

Nach der fliegerischen Unterhaltung erinnerte ich mich, dass ich doch früher hin und wieder auch Landschaftsfotos machte. Die prächtige Abendstimmung lud geradezu ein…

Nun musste ich irgendwo meinen körperlichen Niedrigpegel an Koffein auf Normalniveau bringen. Da der Fliegertreff mittlerweile geschlossen hatte, musste eine auswärtige Alternative in Erwägung gezogen werden. Hier bietet sich jeweils die Landi-Tankstelle in Meiringen an. Diese ist jedoch rund zehn Autominuten entfernt, und etwaige Flugbewegungen dürfen keinesfalls verpasst werden! So nahm ich erneut einen wiederum freundlichen Militärpolizisten in Anspruch, welcher mir mein Anliegen wohl direkt ansah. Denn er gab mir mehr oder minder direkt die von mir gewünschte Auskunft: Start von vier Hornets auf 18:30 Uhr geplant, eine Stunde später die Landung und danach Nachtruhe. Hiess für mich: nächster Halt Landi.

Zurück am Flugplatz und mit Koffein-Normalpegel gönnte ich mir auch noch ein abwechslungsreiches Nachtessen im Auto, um mit gefüllten Energiereserven den restlichen Abend in Angriff nehmen zu können. Schon bald ertönte der so typische Klang von aufstartenden Triebwerken drüben vor den Felskavernen. Die aufkommende Bise liess mich zweifeln, an welches Pistenende ich zum Fotografieren gehen sollte. Aufgrund der Windverhältnisse wären die Starts im Vergleich zum Nachmittag gerade in entgegengesetzter Richtung eher wahrscheinlich. Zwei andere Fotografen entschieden sich für diese Variante.

Ich zögerte, beobachtete das gelbe „Towerauto“ (kenne den korrekten Namen dieses Fahrzeugs nicht) und dieses platzierte sich wie schon am Nachmittag wieder am Ostende der Piste. Ich nahm dies als Hinweis, dass die Flugzeuge mit dem Wind und damit wiederum in Richtung Brienzersee starten würden. Ich begab mich ganz an das Ende der Piste, ein Platz, welchen ich bisher noch nie besuchte. Sollten die Jets tatsächlich so starten, findet das Spektakel direkt vor der Nase statt. Nun, das Glück war mir hold!

Wow, was ich da erlebte, ist mit Worten und Bildern kaum zu beschreiben. Sowas kann man nur durch Spüren erleben. Nach dem Zünden der Nachbrenner wird eine Kraft entfacht, die die Luft vibrieren lässt. Ohne Ohrstöpsel wäre der Tinnitus innert Sekunden Tatsache und die frisch im Magen angekommenen Nahrungsmittel werden durch die gewaltigen Schallwellen gehörig durcheinandergewirbelt. Ein Fest der Sinne!

Ehe die vier Maschinen nach einer knappen Stunde wieder von ihrem Nachtflugtraining zurückkehrten, war ich wieder im emotionalen Normalzustand und doch nicht mehr imstande, vernünftige Fotos zu schiessen. Der Vollmond versteckte sich hinter den Wolken und half nicht, die Lichtverhältnisse wenigstens ein kleines bisschen zu verbessern. So versuchte ich halt, in fast völliger Dunkelheit sich schnell bewegende Objekte zu fotografieren, was erwartungsgemäss nicht wirklich perfekt gelang.

Vor Antritt der Heimreise von diesem sehr gelungenen Ausflug fing ich schlussendlich noch einmal die abendliche Vollmondszenerie ein, welcher sich zum Abschied noch kurz zeigte.

2 Kommentar

  1. Lieber Erich Besten Dank für den Bericht mit den ausgezeichneten Fotos! Weiterhin viel Spass! Mit eme liebe Gruess Peter

Ich freue mich stets über eure Kommentare, lobenden Worte, Fragen und natürlich auch Kritik (welche ich umgehend löschen werde ;-) ).

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