Moon over RWY 28 Zwei Abende am Flughafen Zürich

...wo es plötzlich Schlag auf Schlag ging

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Der Titel dieses Blogs mag für Nicht-Flugbegeisterte etwas kryptisch klingen. RWY ist die Abkürzung für Runway, was auf deutsch Start- bzw. Landebahn oder schlicht Piste bedeutet. Die 28 steht dabei für die Kennung der Piste, welche sich an den Gradzahlen der Kompassrose orientiert. Das bedeutet, das die genannte Piste mehr oder weniger exakt in der West-Ost-Richtung gebaut ist (0 bzw. 36 = Norden, 9 = Osten, 18 = Süden, 27 = Westen). Startet nun ein Flugzeug „auf der 28“, heisst das, dass dieses in Richtung Westen abfliegt. Wenn man das Flugregime (oder auch Pistenbenutzungskonzept) des Flughafens Zürich kennt, so ist dies bereits eines der Puzzlestücke, um meinen Plan erfolgreich umsetzen zu können.

Seit längerem nämlich geisterte die Idee (und eigentlich bereits das fertige Bild) in meinem Kopf rum, einen startenden Flieger vor dem aufgehenden Mond abzulichten. Somit brauchte ich das zweite Puzzlestück: wann steht der im Osten aufgehende Mond in idealer Linie zur Piste, um gute Chancen auf einen Flieger davor zu haben. Hier helfen moderne Apps, wie zum Beispiel PhotoPills, mit welcher man alles Mögliche im Zusammenhang mit Sonne und Mond planen kann.

Dank PhotoPills zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Obwohl die Idee schon länger existierte, erhielt mein Projekt erst kürzlich wieder massiv Auftrieb. Dies nach dem Kauf meines neuen Objektivs, das bei mir für die nötige Motivation sorgte. Erstes mögliches Datum war der 4. Oktober. Mondaufgang war an jenem Tag um 18.45 Uhr. Natürlich brauchte es für dieses Projekt auch das passende Wetter, sprich wolkenloser Himmel. Die Wetterprognosen waren relativ gut, weshalb ich dann bereits den ganzen Nachmittag am Flughafen verbrachte.

Zu Beginn des Nachmittags noch im Norden des Flughafens…
…fotografierte ich ein paar ankommende Jets; hier ein Airbus A340 der Swiss
Airbus A340 der Edelweiss im Endanflug auf Piste 14…
…wo er Sekunden danach sanft aufsetzt

Ich wechselte meinen Standort nach Rümlang, von wo ich später den Mondaufgang fotografieren wollte. Hier konnte ich mich schon mal „einschiessen“. Bis auf wenige Ausnahmen starten von der Piste 28 nur die kleineren Maschinen zu europäischen Destinationen. Ausnahmen sind meistens die Araber, die mit ihren grossen Kisten „nur“ bis in den mittleren Osten fliegen und daher die relativ kurze Piste ausreichend lang ist. Für mich eher überraschend war somit, als der nach Boston abfliegende Airbus A340 der Swiss vom Dock E in Richtung Piste 28 rollte. Ich nahm das Geschenk dankend an und erfreute mich des erhabenen Anblicks eines direkt auf mich zufliegenden Grossraumjets, der langsam von der Piste abhebt und mit viel Power direkt über mich hinwegfliegt.

Hoch die Nase!
Ein eindrücklicher Anblick
Die Fahrwerksklappen beginnen sich bereits zu öffnen…
…und das Bugfahrwerk ist Sekunden später auch schon fast komplett „versorgt“
Da entschwebt der A340 in den Abendhimmel…
…und nimmt nach einer Linkskurve Kurs auf Boston

Der Himmel war mit einer dünnen, aber gegen Westen leider geschlossenen Wolkendecke überzogen und dementsprechend war meine Hoffnung nicht allzu gross, mein Ziel zu erreichten. Umso erfreuter war ich, als sich unser Erdtrabant doch noch zeigte und teils mehr, teils weniger sichtbar etwas „vernebelt“ durch die Wolken lugte. Der Blick nach Westen hin zum Sonnenuntergang war an jenem Abend im Oktober schlicht atemberaubend. Die rosaroten Wolken waren schon fast zu kitschig um wahr zu sein. Mein Standort war bis auf wenige Meter ebenfalls richtig geplant, wobei ich mit fortschreitender Zeit und der Laufbahn des Mondes ständig etwas nachrücken musste. Für ein paar Schüsse reichte es, ehe ich aufgrund schon fast stockdunkler Nacht meinen ersten Abend glücklich und zufrieden abschloss.

Eine weitere Möglichkeit mit geeigneter Position des Mondes (und ebenso geeignetem Schichtdienstplan) ergab sich am 1. November. Aber ob das Wetter auch mitmachen würde? Der Oktober war ja bereits traumhaft schön, und irgendwann musste es ja kippen… aber die Wettergötter waren gegenüber meinem Projekt äusserst milde gestimmt. Der November begann, wie der Oktober bereits endete: traumhaftes Herbstwetter mit wolkenlosem Himmel. Aufgrund der mittlerweile vergangenen Zeitumstellung und fortschreitendem Jahr war heute bereits um 16.11 Uhr Mondaufgang und die Sonne verabschiedete sich auch schon um 17.09 Uhr. Das Zeitfenster für startende Jets mit halbwegs akzeptablen Lichtverhältnissen war daher relativ knapp. Aber es klappte hervorragend! Ich lasse wiederum die Bilder sprechen…

Der hier ist noch vom frühen Nachmittag im Anflug in Oberglatt
Danach aber war ich wieder am bekannten Standort in Rümlang…
…wo es plötzlich Schlag auf Schlag ging

Die Bedingungen waren am heutigen Abend genial. Entsprechend zufrieden packte ich zusammen und trat meinen Heimweg an.

Nun, nach der Sichtung der Fotos am heimischen Computer, fällt mir erst auf, was ich noch anders haben möchte: das Verhältnis Flugzeug zu Mond passt noch nicht zu meinem im Kopf als Idee vorhandenen Fotos. Der Flieger muss kleiner werden, damit er praktisch in den Mond hineinpasst. Somit sind zukünftige Besuche am Flughafen schon auf sicher…

6 Kommentar

  1. Hi Erich, das sind jo mega tolli Foti! Normalerwis beni jo nume am Flughafe, wenni cha drvo flüge, aber be so super Ufnahme gluschtets me sogar, eifach nume zum Fötele a Flughafe z’goh!

    • Hoi Denise, danke för’s Komplimänt 🙂 Jo, e cha sone Bsuech am Flughafe nume empfähle… der chönnet euch jo mou mäude, würd denn e Füehrig abiete.

  2. Sehr schöne Fotos! Da hätte es wieder zwei drei darunter für meine Bildersammlung 😉

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